Mittwoch, 21. November 2012

100 Tage


Eine doch recht lange Zeit. 100 Tage unterwegs und soviel habe ich gesehen, erlebt und gelernt, über die Fremde, andere Länder und Sitten, über das Meisterwerk Natur und auch über mich selbst, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll zu erzählen.


100 Tage habe ich in einem fremden Bett geschlafen, einheimisches Essen gegessen und Deutschland hinter mir gelassen. 100 Tage bin ich auf dem Globus umhergewandert, geradelt, mit Bus, Bahn und Jeep gefahren, geritten, geflogen, und gesegelt. 100 Tage lang habe ich das Leben eines Backpackers gelebt und ich dachte mir dieses Jubiläum verdient einen eigenen Post. :D





Ein Fazit nach 100 Tagen 

Länder und Leute

Meine Route in 100 Tagen umfasst 35 Tage Namibia, 7 Tage Botsuana, 8 Tage Südafrika, 3 Tage Buenos Aires, 24 Tage Ecuador, 20 Tage Peru und 3 Tage Bolivien.

Die Kontinente Afrika und Südamerika sind sehr unterschiedlich, ob nun vom Reiseklima als auch von den Menschen. Sogar die Backpacker sind anders. In Afrika träumt jeder und ist sehr entspannt und die heimische Bevölkerung ist fasziniert vom Umstand, dass Fremde ihr Land bereisen. In Südamerika scheinen mir dir Menschen sehr hektisch und doch eher pragmatisch. Gerade Peru und Bolivien geben mir das Gefühl, nur am Profit interessiert zu sein. Der Tourist bringt Geld, also erleichtern wir ihm dessen, aber mögen tun wir ihn nicht. Dementsprechend wird man teils doch recht unfreundlich behandelt.



Die Natur ist ein Traum, ab dem Moment, an dem die Nationalparks beginnen. Auch wenn mich Afrika doch eher in den Bann gezogen hat mit seinen wilden Tieren und dem täglichen Sonnenuntergang im Postkartenformat, so kann Südamerika doch mit der Vielfalt der Anden und Galapagos punkten.



Bildung und Fortschritt sind eher in Afrika zu finden. Auch wenn teils überall Armut herrscht, wird Afrika doch besser gefördert und Kinder werden zur Schule geschickt, trotz dass Traditionen immer noch ihren Platz im Leben der Einheimischen haben. In der Mitte von Südamerika sucht man dies vergebens. Gerade an entlegenen Orten gibt es keinen Willen Kinder oder Erwachsene zum Lernen zu überzeugen und leider werden auch Traditionen teils von der schlechten wirtschaftlichen Lage überschattet.



Mitreisende

Der Backpacker begegnet eigentlich weniger Einheimischen, als anderen Reisenden. Wo in Afrika erstaunlicherweise viele Brasilianer und Briten anzutreffen sind, besteht Südamerika doch vorwiegend aus australischen, schweizer und französischen Backpackern. Deutsche und Schweden trifft man eigentlich in jeder Region der Erde und der Quotenbelgier ist auch in jedem Hostel anzutreffen.


Neues zu erzählen haben leider die wenigsten etwas, nimmt sich doch Jeder im Grunde eine Auszeit vom Leben. Doch ab und an trifft man doch auf interessante Personen. In Afrika mehr als in Südamerika habe ich gemerkt. Vielleicht auch weil im Grunde jeder die gleiche Tour durch den Südamerikanischen Kontinent im Kopf hat, den gleichen Reiseführer und die gleichen Ansichten und somit die gleichen Gespräche zu Stande kommen. In Afrika traf ich mehr individuell Reisende mit eigener Route, einer eigenen Art zu Reisen und stets anderen Zielen. Gerade Gleichgesinnte von anderen Volontärprojekten haben mich beeindruckt. Auch Familien mit Kindern treffe ich an, die ziemlich entspannt für ein halbes oder ganzes Jahr durch die Welt bummeln. Und in den Hostels hat man vom Jugendlichen bis zum Backpacker im Rentenalter auch alles dabei. Es scheint manchmal, als sei die ganze Welt unterwegs.



Transport

Irgendwie muss man von A nach B kommen auf Reisen. Habe ich in Afrika doch eher das Flugzeug für längere Strecken genutzt, obwohl der 4x4 Overlander mit Dachzelt vermutlich die bessere Wahl gewesen wäre, ist es in Südamerika der Bus. Ob vom Klappergestell mit Blick auf die Straße im Fußraum bis zum Luxusliner mit Schlafsitz, Internet, HD TV und Vollverpflegung, es ist alles dabei. Sogar Eisenbahn bin ich gefahren, denn zum Machu Picchu gibt es keine Straße. Und ja das liebe Boot in Galapagos, da hab ich doch tatsächlich noch am letzten Tag Kakerlaken in unserer Kabine entdeckt. Aber in Sachen Reisekomfort gewöhnt man sich sowieso an Einiges. Man sollte vor allem bei den Toiletten niemals den deutschen Standard erwarten und auch kalt Duschen kommt einem ab einem bestimmten Punkt nicht mehr unüblich vor.



Ausrüstung

Ich muss ehrlich sagen, ich bin verdammt gut ausgerüstet. Vielleicht auch zu gut, wenn ich an das Gewicht meines Rucksacks denke. ;) Aber, ohne zu übertreiben, irgendwie hab ich alles dabei, was man als Reisender so an Krimskrams braucht. Wer hätte gedacht, dass ich von der Wäscheleine in Afrika gleich Gebrauch machen muss. Ist ja ein Wäscheplatz da, aber ‚Mila‘ unser Dorfesel, fraß gerne Unterwäsche und holte regelmäßig alles von der Leine um es in den Sand zu schmeißen. Also super Sache um die Sachen drin zu trocknen. Auch den Schlafsack habe ich schon oft genutzt, die Thermounterwäsche ist mein bester Freund auf Reisen und meine Kamera ist ein Schatz den ich nie mehr hergeben möchte. :)


Es ist auch interessant, dass die Dinge im Rucksack erst jetzt so richtig einen angestammten Platz finden oder dass je öfter man packt sich immer noch ein klitzekleines bisschen mehr Platz eröffnet. Trotz, dass man eigentlich auch immer zu viel dabei zu haben scheint. Aber es geht wohl jedem Backpacker so. Zu viel von Daheim mitgenommen, was sich als nutzlos heraus stellt bzw. zu viele Souvenirs ergattert. Auch ich verfalle immer mal in den Shoppingmodus und überlege dann hinterher in welche Ecke ich das nun eigentlich noch stopfen soll.



Essen

Ich vermisse normales Essen! War das Essen in Afrika unerwarteter Weise recht gut, so krieche ich doch seit Südamerika auf dem Zahnfleisch nach etwas Geschmackvollem. Ja, ich kann von der Afrikanischen Küche schwärmen, denn so gute Wildsteaks hab ich kaum gegessen, wenn ich auch immer noch nicht hinter die Vorliebe für Kürbisse gestiegen bin. Jedoch rutscht Südamerika Stufe für Stufe die Gourmetleiter tiefer. Widerlich, was einem hier teils serviert wird. War es in Ecuador noch richtig gut, wird das Essen je südöstlicher ich Reise zum Fraß. Fad, alt, und alles frittiert. Auch in den überteuerten Supermärkten sieht es lau aus. Entweder Zuckerbomben oder Fett, selbst Müsli ist nicht genießbar. Eigentlich gar nix. Und mit jedem Keks, möchte man die Insulinspritze gleich mit bestellen. Es ist nicht zu fassen wie viel Zucker hier täglich konsumiert wird. Sogar beim Saft bestellen muss ich extra dazu sagen, dass ich keinen Zucker möchte, sonst besteht das frischgepresste Getränkt nur aus 3% Obst.


Die Nachtische sind allerdings gut, da kann ich nix sagen. Da steht Deutschland mit seinen staubtrockenen Kuchen hinten an. Die süßen Leckereien sind sowohl in Afrika und Ecuador als auch in Peru saftig lecker. Aber diese kann man halt nicht immer verspeisen. Die Hose passt jetzt schon nicht mehr. Wen wundert es, wird ja auch alles frittiert in Südamerika, von Bananen über Brötchen, zum Huhn oder Rind, selbst Salat und Reis landet teils in der Friteuse. Ich werde es wohl nie verstehen. Aber vermutlich gäbe es sonst zu viele Lebensmittelvergiftungen bei der hier observierten Hygiene im Umgang mit Fleisch. Mittlerweile bin ich zum Pizzaessen übergegangen. Man meint zumindest da kann man nix falsch machen.



Sicherheit 

Reiseziele wie Afrika und Südamerika sind bei weitem keine Länder, in denen man so unbekümmert abends durch die Straßen schlendern kann wie in Deutschland, aber mit einfachen Regeln kommt man ganz gut durch den Tag. Ich habe mir angewöhnt so gut wie es eben geht, lizensierte Taxis zu nehmen, gute Busgesellschaften, die Wertsachen so zu verstauen, dass sie nicht auffallen, immer zu fragen wie es um die Sicherheit steht, wenn ich allein unterwegs bin in derzeitigen Stadtgebiet und auf mein Bauchgefühl zu hören. Klar kommt es dennoch mal zu einer Situation in der man sich verirrt, aber es gibt irgendwo immer Jemand der einem hilfsbereit zur Seite steht. Ich habe mir auch angewöhnt, nachdem ich diverse Berichte über Taxientführungen gehört habe, stets nach älteren Taxifahrern Ausschau zu halten, mich nett zu unterhalten und lieber ein teureres Taxi zu nehmen als ein billiges. Der Hintergrund ist einfach. Ist es doch nur korrupt dem Touri mehr abzuknöpfen, freut sich der Taxifahrer über seinen kleinen Gewinn, bringt mich aber ans Ziel. Ein billigerer Preis würde mir zu denken geben. Ahja, und mein kleiner Freund namens Pfefferspray ist ja auch noch dabei und wohnt in meinem Tagesrucksack. ;)



Wohnen auf Reisen

Eigentlich nimmt man alles mal mit. Ob Luxuriös in einer Lodge in Afrika oder die Holzklasseversion 'hoffentlich hol ich mir hier nix weg' auf der Isla del Sol am Titicacasee, ob Dusche warm oder kalt, mit und ohne Frühstück, mit und ohne Internet, mit und ohne Travelagency, mit und ohne netten anderen Leuten, teuer oder billig, Einzelzimmer oder Schlafsaal... Einfach alles ist dabei. Geplant wird eher nicht wo es hingeht. Zumeist kommt man in der Stadt an und schaut erstmal oder holt nach langem Suchen doch den Lonely Planet heraus. Manchmal bekommt man auch ein gutes Hostel am nächsten Zielort von der derzeitigen Bleibe empfohlen. Aber in aller Regel geht es recht entspannt vor. So gut wie jedes Hostel hat auch einen Raum für Gepäck nach dem Check Out, was sich als recht praktisch bei Tagestouren erweist, wenn abends dann der Bus geht. Im Schlafsaal braucht man meist Ohrstöpsel und hätte ich eine Schlafmaske würde ich diese auch nutzen, denn einige Backpacker wissen nicht, dass man zum Schlafen das Licht aus macht.



Allein durch die Welt

Ich reise allein. Dies hat Vor- und Nachteile. Ich kann eigentlich tun und lassen was ich will, bin aber zumeist auf Touren angewiesen und muss oft im Hostel etwas mehr zahlen, wenn der Preis nicht Bettweise sondern Raumweise erstellt wird. Manchmal ist es einsam, manchmal wohltuend Niemanden um sich zu haben. Südamerika stellt deutlich höhere Anforderungen für mich ans allein reisen, da stets die Sprachbarriere Distanz verschafft und auch die Mentalität für mich immer noch ein Hindernis darstellt, hier alles genießen zu können. Aber ich mogel mich so durch und nehme nun mittlerweile alles recht ungestresst auf. Man lernt mit sich selbst ganz gut klar zu kommen auf eine Weise, die ich immer erhofft aber nie erwartet hatte. Die Gedanken kreisen den ganzen Tag und schweifen zu Orten und Dingen, die längst im Unterbewusstsein verschwunden schienen. Es ist interessant, wie Prioritäten neu sortiert werden und wie viel man doch lernt über sich selbst und sein eigenes Wesen. Man bekommt einen anderen Blickwinkel auf Dinge, erhascht ein anderes Bild von sich selbst und es macht so viel Spaß diese Schleier zu lüften.


Im Übrigen ist der Deutsche super beliebt unter den Backpackern und Reiseländern. Alle finden unser Land schön und die Menschen lustig und ja, eben absolut organisiert. Ich muss auch zugeben, man kann selbst auch nicht aufhören deutsch zu sein, was man auch erst lernen muss zu akzeptieren. Aber wir planen eben und möchten alles in Sack und Tüten haben, bevor wir entspannen können. Somit stört es mich auch nicht mehr, ein Schmunzeln von anderen Reisenden zu bekommen, wenn ich mein Busticket eben schon im Voraus hole, die Trockenzeit meiner Wäsche vorher einkalkuliere, damit ich sie nicht nass mitnehmen muss oder eben die Tour durchs Land grob berechne mit allen Eventualitäten.
So sind wir eben erzogen, so werden wir vermutlich durchs Leben gehen. Auch dies ist ein Fakt den man egal wo man sich gerade befindet mit einbeziehen muss, wenn man ein Land erforscht. In Afrika lernen die Menschen nicht zu sparen. Vorausplanen ist nicht Teil der Erziehung. Was heute da ist, wird verbraucht, und morgen sehen wir weiter. Die Armutsschleife bleibt. Im zentralen Südamerika wurde über Generationen aus pflanzlichen und tierischen Materialen alles hergestellt, und wenn kaputt in die Umgebung geworfen, wo es zu Humus zerfiel und abgebaut wurde. Das dies mit westlichen Plastikverpackungen nicht klappt, naja, ist halt irgendwie noch nicht angekommen im Geiste.



Heimweh

Ja auch das gibt es. Es begleitet einen, mal mehr und mal weniger. Meist kommt es auf den Umstand an, ob man sich gerade wohl fühlt oder nicht. Mitten im warmen afrikanischen Busch umgeben von wilder Natur, den Geräuschen der Tiere und Blätter lauschend, verliert sich der Gedanke an die Heimat. Einsam, in einem kalten Zimmer in einem fremden Bett aufwachen, mitten in den kalten Anden, ohne irgend ein Anzeichen von Mitreisenden, nur spanisch sprechende Einheimische, die versuchen mit dem Lebensmittelinfekt zu helfen, zündet den Funke, dass Deutschland in diesem Moment irgendwie eine bessere Alternative wäre.


Und natürlich kommt es darauf an welche Erinnerungen man mit sich trägt. Ist ‚Zu Hause‘ ein Ort an den du mit einem Lächeln denkst oder wie bei Anderen nur mit Stress verbindest? Freunde, Familie und Tiere haben ihren Platz in meinem Herzen und das kleine neckische Dorf am Rande von Altenburg, umgeben von Wald, Teichen und Feldern birgt heimatliche Gefühle mit so vielen tollen Erinnerungen. Und auch dies bemerkt man erst auf Reisen, wenn der Kopf mal befreit ist von all dem Alltag und den damit verbundenen Einschränkungen.



Highlights

Kostengünstig, billig, teuer, angemessen, überteuert... Um die ganzen schönen Sachen sehen und erleben zu können, muss man doch irgendwie auch Geld ausgeben. Auf Reisen findet man so ziemlich alles und die Unterschiede verschwimmen. Dennoch sollte man genau schauen, was man mit welchem Zweck erreichen will. Beim Essen kann es ruhig manchmal billig sein. Satt wird man so ziemlich von allem. Eine Unterkunft sollte kostengünstig sein. Und Ausflüge…. Hier musste ich wirklich lernen, dass günstig auch gleich billig heißen kann und man um die guten teuren Sachen teils echt nicht herum kommt, wenn man etwas an Erfahrung und Vergnügen mitnehmen will. Ich schaue nun immer genau. Manchmal wird die günstige Tour vorgegaukelt, hat aber kaum etwas inklusive oder die Führer im Park haben keine Lizenz. Vor allem in Peru und Bolivien schießen Agenturen wie Pilze aus dem Boden und wittern das schnelle Geld.


Doch der Verstand sucht sich oft sein eigenes Vergnügen. Ich kann schon gar nicht mehr zählen wie viele tolle Dinge ich gesehen habe. Man nimmt sie teils gar nicht mehr wahr. Ich finde den Umstand manchmal recht traurig, aber Urlaub und Reisen ist etwas vollkommen anderes. Es tritt ein Gewöhnungseffekt ein, neue Dinge zu sehen.


Doch dann gibt es da diese Momente, die einen unerwartet zu Tränen rühren und einem so immens beeinflussen, vielleicht weil man eben nicht damit rechnet. Für ewig bleiben diese im Gedächtnis. Für mich gehören das Gebrüll der Löwen bei Nacht, der Tafelberg in Kapstadt, das Springen der Wale aus weiter Entfernung am Strand von Peru, die Linien von Nazca und Galapagos dazu.


Es sind eben manchmal die kleinen Dinge, die den Unterschied zwischen genial und ‚naja geht so‘ aus machen. Richtige Zeit, richtiger Ort und keine Vorahnung, was da auf einen zukommen könnte. Und man steht am Rande einer World Heritage Site, sieht Wolken wie Wasserfälle über die gewaltigen Bergmassive fließen, hört den Ruf eines wilden Tieres tief im eigenen Körper vibrieren oder freut sich an der Gelassenheit einer Robbe, die im Wasser spielt.


Unglaublich... 100 Tage!

Ein langer Weg liegt hinter mir, ein Weg voller Empfehlungen und Erwartungen, welche teils erfüllt und teils enttäuscht wurden. Doch das Reisen macht Spaß, mit all seinen Hochs und Tiefs. Und auch nach 100 Tagen, freue ich mich weiter in die Welt ziehen zu dürfen. Es war eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe und ich hoffe, ich werde noch viel erleben.



Natürlich gibt es noch so viel mehr zu berichten. Doch dazu mehr in 100 Tagen ;)

Samstag, 10. November 2012

Peru


Am 29.10. war es soweit, meine erste Grenzüberschreitung per Bus und gleichzeitig meine erste Nachtfahrt im Schlafsessel. Ein letztes Mal habe ich mir am Busbahnhof einen leckeren ecuadorianischen heißen weichen Schockokuchen mit Soße geleistet und bin dann Richtung Peru aufgebrochen.




Die Grenzkontrolle mit Passabstempeln in der Nacht um 1Uhr ging ganz entspannt vor sich und gegen 4Uhr morgens war ich bereits am Zielort in Peru angekommen. Ein Motortaxi brachte mich ins nächstgelegene Hostel am Meer und friedlich schlief ich in den kommenden Tag ohne Vorahnung was mich nun die nächsten Tage so alles erwartet…


Ich würde nicht sagen, ich war vom Pech verfolgt, aber Peru hat mich mit offenen Armen in seine von Korruption geprägten Geister willkommen geheißen. Man wird nämlich über den Tisch gezogen, wo es nur geht und ist als Tourist auch kaum in der Lage diese Situation immer zu umgehen. Ob beim Einkaufen von Lebensmitteln, mit zu wenig Rückgeld oder bei den Taxipreisen, die Bescheißerei gehört hier zum guten Ton und nach einigen Tagen glaubt man keiner Seele mehr etwas.


Um das wohl schlimmste Beispiel zu nennen, wäre meine Halloweenfahrt von Mancora nach Trujillo. Bei einer lokalen Agentur habe ich für 50 S/. ein Nachtbusticket gekauft und mir 3x versichern lassen, dass es ein Direktbus im Schlafsessel ist ohne jeglichen Zwischenstopps und mit einer guten Buscompany. Die korrupte Peruanerin hat das Schnäppchen des Tages gewittert und mich abends 11 Uhr in den lokalen Bus der Einheimischen gesetzt, sich selber 20 S/. in die Tasche gesteckt und war schneller verschwunden als ich ‚Stop‘ sagen konnte. Umgeben von zwielichtigen Personen mitten in der Nacht in einem Klapperbus und den ständigen Zustrom an zusteigenden Schatten beobachtend, habe ich natürlich kein Auge zugetan und wie ein Luchs mein Gepäck bewacht, hoffend dass es auch mein großer Rucksack im Kofferraum bis zum gleichen Ziel schafft.


Ich war so sauer und müde und genervt… da konnte selbst das Erfolgserlebnis Surfen nix mehr rausreißen, und das hat wirklich viel Spaß gemacht. Ich bin bereits beim zweiten Versuch aufgestanden und die Welle bis ans Ufer geritten. Talent Talent, ein Lichtlein brennt. ;) Nochmal vielen Dank an meinen Auswanderbekanntschaft und ihren Freund, der mit mir früh 7 Uhr die ersten kalten Surfwellen gezähmt hat.


Vollkommen übermüdet in Trujillo angekommen, wollt ich mir zumindest den Tag mit einigen Ruinen aus der Prä-Inkazeit versüßen, und habe mit einer geführten Tour die Mauern von Chan Chan bewundert und bin in den Huaca del Sol und Huaca del Luna durch die farbreichen Lehmgemälde geschlendert.


Weiter ging es nach Huaraz, einem kleinem Bergsteigerörtchen in der Cordillera de Blanca, einem fantastisch anmutenden Andenwandergebiet. Den Santa Cruz Trekk als Ziel marschierte ich mit Übersetzungsgehilfin in eine Trekkingargentur und buchte die Tour für Montag. Zum Eingewöhnen an die Höhenlage, habe ich die Ruinen von Chavin besucht und freute mich nun auf türkisblaue Gletscherseen und weiße Schneekuppeln der Berge.





Was ich nicht ahnte, dass genau am Tag nach meiner Ankunft die Regenzeit in ihrer schönsten Ausführung zuschlagen sollte. Es goss und goss und zu meinem Unglück quartierte sich in der Nacht auch noch der Reisedurchfall in meinem Körper ein. Es war ein Elend, das kaum in Worte zu fassen ist. Das Bett wurde zum größten Freund und die nichtbeheizten Zimmer zum ärgsten Feind beim Weg ins Bad. Und das allererste Mal auf meiner nun fast 3 Monatigen Reise musste ich zur Reiseapotheke greifen. Das Heimweh verschaffte sich auch ein wenig Platz zwischen all den Erlebnissen und die heimische Couch mit Hund erschien wie das Königreich auf Erden in der Fremde und einer Situation die unbehaglicher nicht hätte sein können. Reiseziel Pähnitz, wäre nicht von der Hand zu weisen. ;)











Der Santa Cruz Trekk war damit für mich passé, was im Nachhinein mit alldem Regen irgendwie doch zu verkraften war, denn auch die eisblauen Gletscherseen erblassen bei dieser Wetterlage im tristen Grau der Wolkendecke und sowohl Packtiere, als auch Wanderer konzentrieren sich mit kalter Himmelsdusche eher auf den Matsch am Boden, anstatt die Wunderwelt Andenlandschaft in Augenschein zu nehmen.


Ich habe vor meiner Abreise nach Lima zumindest noch einen der vielen Seen in Angriff genommen, wenn auch die Weicheitour schlechthin, da mit Bus, aber 7 Stunden wandern nach einem Darminfekt erschien mir auch etwas gewagt.


Mal wieder zu früh am Ziel mit dem Nachtbus angekommen, fragte ich mich ein letztes Mal, warum Peru eigentlich so grausam zu mir ist. Sollte der Bus doch bei Tageslicht 7 Uhr die Hautstadt erreichen, und mich nicht früh 5 Uhr in der Dunkelheit am Terminal absetzen. Man kann sich auch auf nix verlassen. Gleichgültig plapperte ich einen Taxifahrer zu und nach einem langen hin und her in Spanglisch fuhr er mich zum Busbahnhof von Perubus, damit ich Ica noch zeitig am selben Tag erreiche und endlich in der ersehnten Wüstenoase Huacachina ein paar Tage zum Verschnaufen habe.


Das klappte! Ich bin an einem kleinen Ort mitten in den Dünen und Palmen, umgeben von anderen deutsch- und englischsprachigen Backpackern, sowie leckeren Essen und fühle mich nach all den Anstrengungen der letzten Tage richtig wohl. Okay es ist hier alles wahnsinnig überteuert, aber Peru hat sich sowieso als Geldfresser heraus gestellt. Vorbei sind die Tage, an denen eine 8 stündige Busreise 2 $ kostete. Nun sind es um die 25€, und wenn auch die Busse echte Luxusliner sind und der Backpacker ein Menü für 5 S/. (1,50€) bekommen kann, landet der Kopf doch täglich mit einem dumpfen Knall auf der Tischplatte beim Lesen der Abrechnung.


Dennoch will man sich natürlich etwas Spaß gönnen. Die Buggytour in die Dünen zum Sandsurfing erschien mir da das Richtige. Gibt auch nix anderes zu tun hier, neben Sonnenbaden und Poolhüpfen. Und ich kann sagen, das waren vielleicht steile Abfahrten. Die Dünen hier sind riiieeesig!


Leider auch hier, wie überall sonst in Peru: Müll soweit das Auge reicht. Ich muss wirklich sagen, das Land ist eine Müllhalde. Die Panamerika entlang kann man von Plastiktüten jeglicher Farbe, bis Glasflaschen, Papier, Essensresten und Abfällen alles zu Hauf am Straßenrand bewundern. Man hat das Gefühl, die Busse fahren nur deshalb des Nachts, damit Touristen sich dem Gedanken entziehen durch eine Müllkippe zu reisen. Die verwahrlosten Straßenhunde knabbern natürlich auch abgestellte Tüten auf, um sich am Inhalt zu laben und verstreuen die Reste. Der Wind trägt es dann in die Natur, wo es in Bäumen und Sträuchern die Umgebung ziert.


Und den Peruaner stört es so gar nicht. Kaum an der Natur interessiert wird alles achtlos in die Umgebung geworfen. Mir wurde sogar von Reisenden berichtet, dass Mülleimer im Amazonas einfach in den Fluss entleert werden und leider auch Plastikflaschen im Regenwald kein seltener Anblick sind.







Diese Mentalität der Gleichgültigkeit bleibt mir auch weiterhin rätselhaft und es macht mich traurig, denn Peru hat mit seinen so vielen noch gut erhaltenen Ruinen so viel Potential, und die majestätisch schöne Umgebung, welche man wirklich nur in den Nationalparks antrifft, gibt dem Land der Inka ein Flair, dass ohne Müll einem Traum ähneln könnte.

Leider ist dem nicht so. Der Peruaner ist lediglich stolz auf seine Nackthunde, die mit nur 3 Fusseln auf dem Kopf immer noch bis zu 30 Flöhe aufweisen.









Die letzten 12 Tage erscheinen mir jedenfalls sehr lang. Vielleicht weil ich sie allein durchlebt habe und mal nicht alles nur Sonnenschein mit rosa Wolken war. Und mein längerer Auffenthalt in Huacachina hat mir gezeigt, dass Pausen vom Reisen notwendig sind, denn so durcheinander wie mein Gepäck im Moment, wird es teils auch im Kopf wenn der Verstand mit allem Möglichen bombardiert wird.




Gut gestärkt, ausgeschlafen und endlich wieder Gesellschaftsfähig geht es morgen früh nach Nazca. Ich bin gespannt…