Mittwoch, 19. Dezember 2012

Die Welt ist bunt

Bolivien, oh Bolivien, was bist du doch für ein wunderschönes Land. Es scheint, als ob wirklich für Jeden etwas dabei ist der Natur erleben will. Ob Regenwald, Gletscher, Berge, Wüste, Salzseen oder Canyons, innerhalb von wenigen Stunden, kann man von einer Klimazone in die Nächste eintauchen.


Von La Paz aus wollte ich als erstes ein wenig den Dschungel bestaunen, drum buchte ich Flug und Tour, und wartete brav bis zum nächsten Tag, an dem mein Flieger abheben sollte. Am Flughafen dann die große Überraschung: alle Flüge bis auf weiteres gecancelt, Landebahn zu nass! Schwer enttäuscht entschied ich mich nach Sucre zu fahren, um in der Hauptstadt des Landes zumindest den Dinopark zu besuchen. Die Spuren der Saurier im Steinbruch waren auch toll, und sogar ein Straßenfest wurde gefeiert, doch der Wille den Dschungel zu besuchen schien weiterhin ungebrochen.


Alles Ärgern half also nix, ich musste mir eingestehen, dass ich entweder weiter Jammern oder meinen Hintern zurück nach La Paz bewegen und in den verdammten 19 Stunden Bus nach Rurrenabaque steigen könnte. Einmal tief durchgeatmet entschied ich mich für Türchen Nummero 2 und saß 24 Stunden später im Holperbus Richtung Dschungel. Scheinbar war ich eine der wenigen Hartnäckigen, denn bis auf einen älteren Australier war ich die einzige Gringa im Bus. Dies war unter anderem auch mal wieder an dem Umstand zu erkennen, dass ich meinen Müll nicht zum Fenster raus in den Regenwald geschmissen habe!


Die Fahrt war im Endeffekt ziemlich weltenbummlerisch. Der Bus nahm jedes Schlagloch mit, fuhr recht knapp am Hang entlang und hielt an Toiletten, auf welche ich lieber nicht eingehen möchte. Aber er kam schließlich an und ich konnte die Pampas-Tour noch am selben Tag antreten. Es gab auch noch ein tolles französisches Bäckerstübchen mit gutem Frühstück im Ort, perfekt!


Und ja, da waren sie, die rosa Flussdelfine und Kaimane, Wasserschweine und Paradiesvögel! Toll war es, zwischen den Alligatorverwandten im Boot durchs Wasser zu gondeln und des Nachts deren Augen leuchten zu sehn; gelassen in der Hängematte den Sonnenuntergang bei tropischen 35° Grad zu beobachten und in den frühen Morgenstunden den Rufen der Brüllaffen lauschen zu können.





Auf das fiese Summen und das Angezapfe meiner Adern von Mücken hätte ich allerdings gerne verzichtet. ;) Und Anacondas haben wir leider auch nicht entdecken können, dafür konnte man mich finden, auf dem Boden im nassen Sumpf. Die Gummistiefel hatten nämlich Löcher und ich bin nicht nur einmal steckengeblieben und umgekippt.

Pech mit den Schlangen, versprach jedoch Glück beim Fischen und siehe da, nach gut gefühlten 2 Stunden Angelhaken mit Rinderfilet werfen, hatte einer von unserer Truppe einen Piranha am Haken. Deren Beißerchen sind ganz schön scharf, wenn man sie aus der Nähe mal betrachtet. Glücklicherweise wissen die Guides, dass hier nur Tierfreunde hin kommen und somit durfte das Fischlein weiterleben.



Am letzten Tag gab es dann nochmal Fotosafari und natürlich das Highlight schlechthin: mit den Delfinen schwimmen. Wir fuhren also mit dem Boot zum Nebenfluss des Amazonas, und siehe da, an die 20 rosa Schnauzen schielten zu uns rüber und waren schneller da, als gedacht. Sofort ging es ins Wasser, wenn auch Einige von unserer Gruppe Bedenken wegen der Kaimane hatte. Aber diese Krokos trauen sich nicht in die Nähe der Delfine, somit ist das Baden sicher.


Keine Sekunde im warmen Nass, ging der Spaß auch schon los, und wir wurden kräftig nass gespritzt. Kaum zu glauben, dass dies wilde Tiere und so interessiert am Menschen sind. Um uns herum hörte man nur noch das Pusten aus dem Luftloch und Wassergeplansch; dann fühlte ich es! Das glitschige gummiartige Etwas unter meinen Füßen… Ich tastete mich entlang der Haut nach hinten und hatte die Fluke eines Delfins zwischen meinen Zehen. So genial! Strahlend, dass ich dem Tier so nahe war, versuchte ich noch ein letztes Foto in der trüben Brühe zu schießen und erhielt wie immer ein farblich attraktives Nichts auf der Speicherkarte. Naja die Erinnerung zählt. ;)


Nach diesen erlebnisreichen Tagen, ging es zurück zur kleinen Dschungelstadt mit musikalischer Unterhaltung der 80er Jahre. Bolivien scheint diese Musikepoche besonders zu lieben. Tapfer buchte ich auch eine Busfahrt zurück und ich muss sagen, diesmal wars …. anders. Ich saß ganz hinten, was natürlich mit einem nicht federndem Hüpfsitz gleich zu stellen ist und durch den Umstand, dass es bergab ging, rutsche ich auch noch ständig runter. :/ Man bangt nur noch anzukommen und hofft, dass sich die Knochen auch wieder dort einsortieren, wo sie mal ihren Ursprung hatten.


Kaum angekommen in La Paz, ging es noch am gleichen Tag mit dem Nachtbus direkt nach Tupiza, der Ort an dem die Berge bunt sind, Boliviens ‚Wilder Westen‘! Ein recht ruhiges Dorf, welches vermutlich zur Stadt erklärt wurde, aus dem einfachen Umstand, dass viele Backpacker hier einen Zwischenstopp einlegen, um durch die glutroten Canyons übersät mit Kakteen zu reiten. Ich natürlich auch, also wurde direkt eine 2 Tagestour gebucht, nachdem ich mich aufgrund der unsagbar heißen Temperaturen ins einzige Hotel mit Pool einquartiert hatte.


Gut gelaunt hab ich diverse organisatorische Dinge erledigt, wie Wäsche waschen, Unbrauchbares aussortieren und einen Blick aufs Konto werfen, als ich genau 5min vor 18Uhr erfuhr, dass durch die Unruhen im Lande vermutlich der Park zu den Salzseen in 3 Tagen schließen könnte. Bummer! Ohwei… Was tut man in solch einer Situation? Tja, vermutlich entweder Feilschen oder spontan alles Geplante über den Haufen werfen und neu sortieren! Also wurde das Reiten verschoben, das Busticket nach Uyuni zerrissen, mehr Geld abgehoben und die Salzwüstentour direkt von Tupiza aus am nächsten Tag gebucht!


Mit dieser Entscheidung wusste ich natürlich, dass ich den Norden von Chile wohl nicht mehr besuchen konnte, denn ohne Nationalpark auch keine Grenzüberquerung und somit auch keine Atacamawüste. Die Trauer darüber hielt einen halben Tag an, doch schlussendlich findet man sich damit ab. Das Leben verläuft eben nicht so geradlinig, wie man es sich teils wünscht, untermalt mal wieder von der besonders schönen Erfahrung , dass sich wohl eine Salmonelle im Limonadenglas versteckt hatte und sich in mir häuslich machen wollte. Also warf ich noch eine Tablette ein, und dann ging es endlich los in die weite Ferne bolivianischer Naturschauspiele!


Zu sechst mit Köchin und Guide, haben wir unter weiteren 7 anderen Jeeps, unsere 4 Tagestour gestartet. Entlang von Canyons und Hochlandsteppen mit hunderten an Lamas, sind wir am ersten Tag durch kleinere Dörfer, als auch unendlich erscheinende Landschaften gefahren, die von vulkanischer Aktivität geprägt wurden.


Der zweite Tag führte uns dann tiefer in das Wüstenpanorama. Sand, verfallenes Vulkangestein und erste Salzseen zierten unseren Weg. Der Anblick, einfach traumhaft schön. Das weiß des Salzes und die spiegelnde Wasseroberfläche ließen mich perplex im Raume stehen und die Flamingos im Bilde gaben dem Ganzem etwas von einem Paradies in einem doch so lebensfeindlichen Umfeld.


Die heißen Quellen waren natürlich ein Badevergnügen der besonderen Art. Mit 38° Wassertemperatur mitten im kühlen Salzsee, vergisst man schon mal die Zeit. Vor allem, das es nun Dezemberanfang sein sollte, kam mir völlig surreal vor. Die Blicke verloren sich in der Weite der Umgebung, ein fantastischer Anblick, der mit einer Intensität in die Erinnerung eingebrannt wird, dass wirklich jedes Detail dieser märchenhaften Welt mit geschlossenen Augen immer noch sichtbar bleibt.


Und wenn die Natur einmal den Pinsel in die Hand nimmt, nutzt sie wirklich jede erdenkliche Farbe zum Verzieren der Landschaften um uns herum! Einfach unglaublich wie viele Farben Berge so haben können. Grau, gelb, blau, orange, rot, weiß, braun, schwarz, beige und sogar lila! Und die Minerale im Gestein, lassen auch der Sonne noch genug Farbspiele übrig, so dass je nach Licht immer ein anderes Bild zu betrachten ist.


Die Seen erstrahlen hier im Nationalpark auch nicht nur blau oder grau, nein grün, gelb, weiß und rosa! Unsere Welt ist so bunt! Auch die Salzlagunen, sind nicht nur weiß. An der Laguna Colorado war das Wasser von den Algen und dem Krill so rot, dass es schon unwirklich erschien. Und überall rosa Flamingos, wohin das Auge den Betrachter geleitet. Mit dem grünen Gras, dem blauen Himmel und den bunten Bergen im Hintergrund zauberte es ein Lächeln auf mein Gesicht, das nicht zu verschwinden vermochte. Es war so wunder, wunder wunderschön! Oder einfach nur ein Wunder?


Schon möglich. Leider stank es, als gäbs kein Morgen. Der Schwefel in und um die Seen verkürzt den Spaziergang um einiges. Nach einer halben Stunde kann man vor Übelkeit kaum mehr einen Schritt tun, und die extreme Höhe zwingt einen dann doch in Knie und man krauchelt benommen ins Auto zurück.


Dieser einzigartige Geruch nach faulen Eiern, war an den Geysiren nahezu unerträglich! So spannend es auch sein mag, die vulkanische Aktivität zu bewundern, man sollte nicht ganz unmittelbar vorher etwas essen. Der liebliche Duft von Schwefeldioxid dringt auch hier in jede Riechzelle ein und es bittet wirklich Niemand darum, noch länger bleiben zu dürfen. Aber ein Erlebnis sind die Geysire natürlich. Heiße Gase blubbern aus der Tiefe des Berges und bringen die bunte Kraterlandschaft zum rauchen. Wahnsinn! Nur eben schade, dass man Gerüche nicht auf Fotos festhalten kann. ;)


Wir sind auch auf Vulkangestein herum geklettert, welches wie erstarrte Wellen die Landschaft entlang floss, konnten Dali’s Felsen besichtigen und haben die Berglandschaft Chiles von weitem bewundert. Sind auf dem Friedhof der Lokomotiven auf Wagons und Kesseln herum geturnt und haben wilde Tiere in der Wüste beobachtet: Vikunjas, Nager und sogar Südamerikas großen Laufvogel, den Nandu. Geschlafen wurde in einfachen Unterkünften im Nationalpark, welche teils vollkommen aus Salz bestanden, und unsere 4 Sterne Menüs wurden auf einer einzelnen Gaskochplatte zubereitet. Es war alles sehr abenteuerlich und ich habe jede Sekunde genossen. Und da wir in der Wüste waren, haben uns die vielen Sterne des Nachts zum Himmel aufschauen lassen und eine Lichterpracht präsentiert, wie man sie eben nur bei vollkommender Dunkelheit bestaunen kann.


Das große Highlight war natürlich die riesige Salzpfanne von Uyuni! Wahnsinn, was für ein Anblick, Salz wohin das Auge reicht. Alles ist weiß bis zum Horizont und man glaubt in einem Eismeer zu sein, doch ist es natürlich unglaublich warm!





Um den Sonnenaufgang auf der Insel mit den Riesenkakteen mitten in der Salzpfanne zu sehen, sind wir *Trommelwirbel* 4Uhr aufgestanden! Auch auf der Südhalbkugel ist dies eine sehr unchristliche Zeit! Aber nützt alles nix, wenn man das Naturschauspiel bewundern möchte in welchem die Sonne in weiter Ferne das Salz wie einen Spiegel aus Wasser wirken lässt, muss man eben den Sandmännchenstaub aus den Augen reiben und bei Dunkelheit die Insel aus Korallen erklimmen.








Ein bezaubernder Ort. Erst eisblau und dann in einem sanften orange küsste der Himmel die weiße Ebene, als die ersten wärmenden Strahlen das Land berührten. Und die 10 Meter hohen Kakteen wirken wie versteinerte Zuschauer, die es nicht schaffen ihren Blick von dieser Schönheit abzuwenden.


Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es anschließend in die weite Ferne der Salzwüste, bis um uns herum nur noch Salz und Horizont zu sehen war. Hier haben wir mit viel Einfallsreichtum die berühmten perspektivischen Fotos geknipst und die Salzkristallwaben am Boden bestaunt. Am Nachmittag ging es dann durch eine malerische Canyonlandschaft zurück nach Tupiza. Das Schweigen im Auto verriet, dass Jeder noch ein wenig verzaubert war.



Ich muss an dieser Stelle erwähnen; der 6. Dezember war etwas skurril! Während in Deutschland Schneechaos herrschte und Kinder in ihren Schuhen die Nikolaussüßigkeiten fanden, habe ich am Pool gelassen die Sonne genossen und genüsslich einen Cocktail geschlürft. Gelegentlich musste ich vor mich hin schmunzeln. ;)






Mein letztes Abendteuer im Lande war die 2 tägige Tour mit Pferd in die Canyons. Und um es in wenige Worte zu fassen; die Landschaft war toll, mein Guide sprach kein Wort mit mir und mein Pferd scheute vor großen Lastwagen! Glücklicherweise trafen wir auf halber Strecke eine andere Gruppe mit gleichem Ziel und ich hatte wenigstens etwas Gesellschaft. Erzählt wurde bis in die Nacht hinein, denn unsere Matratzen waren sowieso nicht fürs Schlafen geschaffen. Sie hingen durch wie ein solides U und uns graute schon vor dem Rückenschmerz am Folgetag! Im Endeffekt wars egal, denn am Morgen tat eigentlich sowieso alles weh vom Reiten hoch zu Rosse. ;) Hehe



Bolivien, ein Abenteuer! Was meine Augen in den letzten Tagen sehen durften ist an Einzigartigkeit schwer zu übertreffen. So viele Glücksgefühle fluteten durch meine Venen, wie ich es selten zuvor erlebt habe. Die Natur ist wahrlich ein Meister ihrer eigenen Kunst, und ihre Werke zu betrachten ist wie ein Traum aus welchem man nicht aufzuwachen möchte.

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Unsere mysteriöse Vergangenheit








Die Linien von Nazca, die Inkaruinen Machu Picchu sowie die Tempelanlagen von Tiwanaku, alle haben etwas so besonderes, und es scheint als wären sie nicht von dieser Welt.












Als ich die Wüstenoase Richtung Nazca verließ, zeigte sich Peru das erste Mal von einer netteren Seite. Die Landschaft enthüllte eine Art Mondkrater und wenig später erstreckte sich das Plateau von Nazca vor meinen Augen. Es ging auch sofort in den Flieger, um das ganze von oben zu betrachten, denn die Linien sind nun mal nur von der Luft in voller Pracht zu bewundern. Was ich nicht ahnte war, wie sehr doch die Tierzeichnungen zur Nebensache und die Linien für mich zum Hauptaugenmerkt werden würden. Es ist einfach ein riesengroßes Gebiet mit so einer Unmenge an 100ten von Metern schnurgeraden Linien, dass man nicht umher kommt, sich zu fragen, wie diese doch vor so vielen Jahren entstanden sein sollen; von Menschenhand! Denn eigentlich sieht es doch so aus, als waren es Maschinen und nicht Füße die auf diesem Spielplatz hin und her und kreuz und quer durch die Wüste gefahren sind. Die Tierzeichnungen hingegen sind relativ ungerade und recht klein und sicherlich von den alten hier lebenden Stämmen über die Linien spaziert worden. Dennoch fragt man sich, woher sie wussten, dass es Orcas und Äffchen gibt, denn sowohl das Meer als auch der Dschungel sind Meilenweit entfernt vom Plateau.


Nach diesem umwerfenden Erlebnis habe ich noch einige Gräber angeschaut von einer Kultur deren Markenzeichen lange Dreadlocks gewesen sind und bin dann nach Arequipa aufgebrochen. Auf dem Weg konnte ich noch das ungewöhnlichste Gewächs bestaunen, dass hier zu hauf angebaut wird. Ein Insekt das sich von Kakteen ernährt und zur Farbgewinnung genutzt wird. Pelzige grauschimmelige kleine raupenähnliche Dinger, welche, wenn man sie zerquetscht eine blutrote schmierige Paste ergeben. Irgendwie lustig und makaber zugleich!


Arequipa! Ich bin bestimmt kein Städtefan, aber Arequipa war wirklich schön. Nicht umsonst wird sie die weiße Stadt genannt, sind doch alle kolonialen Gebäude aus weißen Sandstein. Auch kleine Cafés inmitten von engen Gässchen, erinnern mehr an Europa als an das südamerikanische Flair.


Und da es ein recht sicheres touristisches Örtchen ist, konnte ich endlich mal wieder auch in der Dunkelheit ohne Sorge entlang der Plaza schlendern. Eigentlich hatte ich vor den Colca Canyon mit seinen Kondoren zu besuchen, aber der Eintritt zum Park war die eine Stunde am Cruz del Condor nicht wirklich wert, zumal es knapp einen Tag braucht um diesem Punkt zu erreichen. Ich habe mir deshalb nur eine kleine Stadtrundfahrt geleistet und ein wenig die Seele baumeln lassen. Schließlich hieß es schon bald Machu Picchu! Perus wohl größter Stolz im Lande.


In Cusco gelandet, buchte ich also Zugtickets und eine Unterkunft in Agua Calientes, dem kleinen Ort am Fuße des Berges und habe mir zugleich Zugang zur Ruinenstadt, als auch zum Zuckerhut, namens Waynapicchu ergattert. Nur 400 Personen dürfen täglich diesen besonders fotogenen Berg erklimmen und ich dachte mir, da ich schon keinen Trail hinauf wandere, gönne ich mir das Vergnügen den ‚kleinen Inkatrail‘ zu bezwingen, denn auch dieser Weg hinauf zur Spitze besteht nur aus Treppen. Und Treppen und Treppen, und wenn man meint das Ziel ist doch so nah, noch mehr Treppen. Irgendwann jedoch ist man schließlich oben und der Stolz klopft im Herzen, dass man es geschafft hat.


Um die Inkastadt im Nebel zu sehen, wenn die ersten Sonnenstrahlen das Land kitzeln, musste ich 4 Uhr aufstehen. Die Hostels denken glücklicherweise mit und es gab Frühstück ab 4:30, denn 5:30 gehen die ersten Busse hoch zur Eingangspforte.


Und die Ruinen sind beeindruckend. Man kann es drehen und wenden wie man will, keiner kommt umher den Atem anzuhalten, wenn die Wolken die alten Gemäuer und Tempel freigeben. Diese Zeugen der Vergangenheit erstrecken sich über einen Berghang weit oben in den Ausläufern der Anden, umgeben von Regenwald und einem Panorama, welches nicht auf Bildern festzuhalten oder mit Worten zu umschreiben ist.


Es gibt keine Frage mehr warum sich die einstigen Bewohner wie Könige fühlten so weit oben über dem Inkatal. Mit offenem Mund bestaunt man demütig die riesigen Nebelverhangenen Berge und fühlt sich so immens klein, und doch so voller Kraft. Und dann kam das Gewitter und der Donner hallte durchs ganze Tal. Die Berge warfen das Echo zurück und um mich herum ertönten die ‚Stimmen der Götter‘ Wow! Einfach nur unglaublich!


Natürlich wurde ich nass, oder um es mal korrekt zu formulieren, kein Stück Stoff am Körper war mehr trocken. Zum Glück passierte all dies nach dem Auf- und Abstieg vom Waynapicchu und ich machte mich nun auf den Weg nach Puno, um am Titicacasee die Grenze zu Bolivien zu überschreiten.


Mit dem Nachtbus 6Uhr am Ziel, besuchte ich auf peruanischer Seite noch die schwimmenden Inseln aus Schilf, auf denen tatsächlich Menschen wohnen, und landete spät am Abend mit einem Muskelkater wie ich ihn selten erlebt habe in Copacabana, Bolivien. Die Isla del Sol, eine Insel im See, war mein angesteuertes Ziel und so nahm ich nach einem Tag Erholung am Folgetag das Boot zur Nordseite, um genüsslich zur Südseite zu spazieren, um dort den Sonnenuntergang zu erleben.


Diese Wanderung war traumhaft schön. Der Titicacasee ist so riesig, dass man wirklich glaubt am Meer zu sein. Der ganze Horizont war See. Und das Wetter hatte sogar die liebe Sonne geschickt, so dass ich endlich mal etwas dem Reisestress der letzten Tage entkommen konnte. Auch geruchsmäßig war die Wanderung ein voller Erfolg, überall stand Eukalyptus. Lecker! Das Hostel, wenn man es denn so nennen mag, war recht einfach, das Essen dafür gut und wenn Bolivien nicht am übernächsten Tag die Volkszählung gehabt hätte, wäre ich noch einen Tag länger auf der Insel geblieben. Doch so hieß es zurück aufs Festland und ab nach La Paz in ein gutes Hostel mit Internet und Restaurant; das Land würde am kommenden Tage still stehen.





Ich strandete im Wild Rover, einem irischen Partyhostel… Und auch wenn man kein Auge zutun konnte, da die ganze Nacht weg durch gefeiert wurde, war es recht nett. Ich habe sogar Sophie und Adam vom Galapagos-Schiff wieder getroffen.

 
La Paz! Boliviens größte Stadt ist im wahrsten Sinne Dreh- und Angelpunkt des Landes. Von hier aus kann man wirklich alles ansteuern, was das Travelerherz begehrt. Sogar Jene, die in die Schamanenkunst eintauchen wollen, werden auf dem Hexenmarkt fündig. Lustigerweise findet man im Stadtbild lauter Zebras, die auf den Zebrastreifen den Fußgängern beim überqueren der Straße behilflich sind. Vielleicht wäre das anders auch nicht möglich, denn hier wird wirklich ohne Regel und Rücksicht gefahren. An das Hupen hab ich mich in Südamerika bereits gewöhnt, aber so ein Chaos hab ich sonst nirgends erlebt. Kreuz und quer wird eingefädelt, oder mitten auf der Kreuzung gewendet; die Autos und Busse sind Nase and Nase und damit meine ich so 5-10 cm zwischen den Karossen‚ rote Ampel, Fragezeichen, was ist das?.. und keiner sollte erwarten, dass angehalten wird wenn man die Straße überquert. Erstaunlicherweise passiert recht wenig, aber beim zugucken wird einem dann doch recht mulmig zumute.





Den Tag des Schweigens im Lande recht gut überstanden, kam die Zeit für die Ruinen der Ruinen, die alles andere in den Schatten zu stellen scheinen. Nicht aufgrund der Größe oder Landschaft, nein, diese Ruinen sind einfach nicht zu erklären, und da mögen sich Historiker noch so viel Mühe geben, es wird die Fakten nicht ändern, dass selbst mit heutiger modernster Technik und den besten Steinmetzen dieser Welt die verzierten Dioritblöcke von Tiwanaku und Puma Punka nicht nachzuahmen sind.


Man kann sicher debattieren, ob nun Laser oder andere heutzutage modernere Methoden diese beeindruckenden Formationen 'im Damals' erschaffen haben, nachdem man wie angewurzelt vor dem schier Unmöglichen steht. Denn selbst der noch so hartgesottenste Verfechter der Theorie, dass Steinzeitmenschen mit Diamantmeisel und Hammer eines der härtesten Gesteine, mit Kanten so scharf wie ein Messer und Flächen so weich und glatt wie polierter Jadestein bearbeitet haben sollen, kommt spätestens in Erklärungsnot, wenn er den Teil der Tempelanlage erreicht, wo ihn Alienschädel aus jeder Richtung anlächeln. ;)


Einen Blick in das Zeitfenster von derart alten Kulturen zu werfen, war wirklich klasse. Und ob nun Nazca, Machu Picchu oder Tiwanaku, all diese Plätze haben wirklich Eindruck auf mich gemacht und auch wenn ich als Evolutionsfan vieles vom Standpunkt der anerkannten Wissenschaft betrachte, so kommt man doch ins Knübeln und öffnet den Geist mehr denn je, für andere mögliche außerweltliche Erklärungen unserer Vergangenheit...


Mittwoch, 21. November 2012

100 Tage


Eine doch recht lange Zeit. 100 Tage unterwegs und soviel habe ich gesehen, erlebt und gelernt, über die Fremde, andere Länder und Sitten, über das Meisterwerk Natur und auch über mich selbst, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll zu erzählen.


100 Tage habe ich in einem fremden Bett geschlafen, einheimisches Essen gegessen und Deutschland hinter mir gelassen. 100 Tage bin ich auf dem Globus umhergewandert, geradelt, mit Bus, Bahn und Jeep gefahren, geritten, geflogen, und gesegelt. 100 Tage lang habe ich das Leben eines Backpackers gelebt und ich dachte mir dieses Jubiläum verdient einen eigenen Post. :D





Ein Fazit nach 100 Tagen 

Länder und Leute

Meine Route in 100 Tagen umfasst 35 Tage Namibia, 7 Tage Botsuana, 8 Tage Südafrika, 3 Tage Buenos Aires, 24 Tage Ecuador, 20 Tage Peru und 3 Tage Bolivien.

Die Kontinente Afrika und Südamerika sind sehr unterschiedlich, ob nun vom Reiseklima als auch von den Menschen. Sogar die Backpacker sind anders. In Afrika träumt jeder und ist sehr entspannt und die heimische Bevölkerung ist fasziniert vom Umstand, dass Fremde ihr Land bereisen. In Südamerika scheinen mir dir Menschen sehr hektisch und doch eher pragmatisch. Gerade Peru und Bolivien geben mir das Gefühl, nur am Profit interessiert zu sein. Der Tourist bringt Geld, also erleichtern wir ihm dessen, aber mögen tun wir ihn nicht. Dementsprechend wird man teils doch recht unfreundlich behandelt.



Die Natur ist ein Traum, ab dem Moment, an dem die Nationalparks beginnen. Auch wenn mich Afrika doch eher in den Bann gezogen hat mit seinen wilden Tieren und dem täglichen Sonnenuntergang im Postkartenformat, so kann Südamerika doch mit der Vielfalt der Anden und Galapagos punkten.



Bildung und Fortschritt sind eher in Afrika zu finden. Auch wenn teils überall Armut herrscht, wird Afrika doch besser gefördert und Kinder werden zur Schule geschickt, trotz dass Traditionen immer noch ihren Platz im Leben der Einheimischen haben. In der Mitte von Südamerika sucht man dies vergebens. Gerade an entlegenen Orten gibt es keinen Willen Kinder oder Erwachsene zum Lernen zu überzeugen und leider werden auch Traditionen teils von der schlechten wirtschaftlichen Lage überschattet.



Mitreisende

Der Backpacker begegnet eigentlich weniger Einheimischen, als anderen Reisenden. Wo in Afrika erstaunlicherweise viele Brasilianer und Briten anzutreffen sind, besteht Südamerika doch vorwiegend aus australischen, schweizer und französischen Backpackern. Deutsche und Schweden trifft man eigentlich in jeder Region der Erde und der Quotenbelgier ist auch in jedem Hostel anzutreffen.


Neues zu erzählen haben leider die wenigsten etwas, nimmt sich doch Jeder im Grunde eine Auszeit vom Leben. Doch ab und an trifft man doch auf interessante Personen. In Afrika mehr als in Südamerika habe ich gemerkt. Vielleicht auch weil im Grunde jeder die gleiche Tour durch den Südamerikanischen Kontinent im Kopf hat, den gleichen Reiseführer und die gleichen Ansichten und somit die gleichen Gespräche zu Stande kommen. In Afrika traf ich mehr individuell Reisende mit eigener Route, einer eigenen Art zu Reisen und stets anderen Zielen. Gerade Gleichgesinnte von anderen Volontärprojekten haben mich beeindruckt. Auch Familien mit Kindern treffe ich an, die ziemlich entspannt für ein halbes oder ganzes Jahr durch die Welt bummeln. Und in den Hostels hat man vom Jugendlichen bis zum Backpacker im Rentenalter auch alles dabei. Es scheint manchmal, als sei die ganze Welt unterwegs.



Transport

Irgendwie muss man von A nach B kommen auf Reisen. Habe ich in Afrika doch eher das Flugzeug für längere Strecken genutzt, obwohl der 4x4 Overlander mit Dachzelt vermutlich die bessere Wahl gewesen wäre, ist es in Südamerika der Bus. Ob vom Klappergestell mit Blick auf die Straße im Fußraum bis zum Luxusliner mit Schlafsitz, Internet, HD TV und Vollverpflegung, es ist alles dabei. Sogar Eisenbahn bin ich gefahren, denn zum Machu Picchu gibt es keine Straße. Und ja das liebe Boot in Galapagos, da hab ich doch tatsächlich noch am letzten Tag Kakerlaken in unserer Kabine entdeckt. Aber in Sachen Reisekomfort gewöhnt man sich sowieso an Einiges. Man sollte vor allem bei den Toiletten niemals den deutschen Standard erwarten und auch kalt Duschen kommt einem ab einem bestimmten Punkt nicht mehr unüblich vor.



Ausrüstung

Ich muss ehrlich sagen, ich bin verdammt gut ausgerüstet. Vielleicht auch zu gut, wenn ich an das Gewicht meines Rucksacks denke. ;) Aber, ohne zu übertreiben, irgendwie hab ich alles dabei, was man als Reisender so an Krimskrams braucht. Wer hätte gedacht, dass ich von der Wäscheleine in Afrika gleich Gebrauch machen muss. Ist ja ein Wäscheplatz da, aber ‚Mila‘ unser Dorfesel, fraß gerne Unterwäsche und holte regelmäßig alles von der Leine um es in den Sand zu schmeißen. Also super Sache um die Sachen drin zu trocknen. Auch den Schlafsack habe ich schon oft genutzt, die Thermounterwäsche ist mein bester Freund auf Reisen und meine Kamera ist ein Schatz den ich nie mehr hergeben möchte. :)


Es ist auch interessant, dass die Dinge im Rucksack erst jetzt so richtig einen angestammten Platz finden oder dass je öfter man packt sich immer noch ein klitzekleines bisschen mehr Platz eröffnet. Trotz, dass man eigentlich auch immer zu viel dabei zu haben scheint. Aber es geht wohl jedem Backpacker so. Zu viel von Daheim mitgenommen, was sich als nutzlos heraus stellt bzw. zu viele Souvenirs ergattert. Auch ich verfalle immer mal in den Shoppingmodus und überlege dann hinterher in welche Ecke ich das nun eigentlich noch stopfen soll.



Essen

Ich vermisse normales Essen! War das Essen in Afrika unerwarteter Weise recht gut, so krieche ich doch seit Südamerika auf dem Zahnfleisch nach etwas Geschmackvollem. Ja, ich kann von der Afrikanischen Küche schwärmen, denn so gute Wildsteaks hab ich kaum gegessen, wenn ich auch immer noch nicht hinter die Vorliebe für Kürbisse gestiegen bin. Jedoch rutscht Südamerika Stufe für Stufe die Gourmetleiter tiefer. Widerlich, was einem hier teils serviert wird. War es in Ecuador noch richtig gut, wird das Essen je südöstlicher ich Reise zum Fraß. Fad, alt, und alles frittiert. Auch in den überteuerten Supermärkten sieht es lau aus. Entweder Zuckerbomben oder Fett, selbst Müsli ist nicht genießbar. Eigentlich gar nix. Und mit jedem Keks, möchte man die Insulinspritze gleich mit bestellen. Es ist nicht zu fassen wie viel Zucker hier täglich konsumiert wird. Sogar beim Saft bestellen muss ich extra dazu sagen, dass ich keinen Zucker möchte, sonst besteht das frischgepresste Getränkt nur aus 3% Obst.


Die Nachtische sind allerdings gut, da kann ich nix sagen. Da steht Deutschland mit seinen staubtrockenen Kuchen hinten an. Die süßen Leckereien sind sowohl in Afrika und Ecuador als auch in Peru saftig lecker. Aber diese kann man halt nicht immer verspeisen. Die Hose passt jetzt schon nicht mehr. Wen wundert es, wird ja auch alles frittiert in Südamerika, von Bananen über Brötchen, zum Huhn oder Rind, selbst Salat und Reis landet teils in der Friteuse. Ich werde es wohl nie verstehen. Aber vermutlich gäbe es sonst zu viele Lebensmittelvergiftungen bei der hier observierten Hygiene im Umgang mit Fleisch. Mittlerweile bin ich zum Pizzaessen übergegangen. Man meint zumindest da kann man nix falsch machen.



Sicherheit 

Reiseziele wie Afrika und Südamerika sind bei weitem keine Länder, in denen man so unbekümmert abends durch die Straßen schlendern kann wie in Deutschland, aber mit einfachen Regeln kommt man ganz gut durch den Tag. Ich habe mir angewöhnt so gut wie es eben geht, lizensierte Taxis zu nehmen, gute Busgesellschaften, die Wertsachen so zu verstauen, dass sie nicht auffallen, immer zu fragen wie es um die Sicherheit steht, wenn ich allein unterwegs bin in derzeitigen Stadtgebiet und auf mein Bauchgefühl zu hören. Klar kommt es dennoch mal zu einer Situation in der man sich verirrt, aber es gibt irgendwo immer Jemand der einem hilfsbereit zur Seite steht. Ich habe mir auch angewöhnt, nachdem ich diverse Berichte über Taxientführungen gehört habe, stets nach älteren Taxifahrern Ausschau zu halten, mich nett zu unterhalten und lieber ein teureres Taxi zu nehmen als ein billiges. Der Hintergrund ist einfach. Ist es doch nur korrupt dem Touri mehr abzuknöpfen, freut sich der Taxifahrer über seinen kleinen Gewinn, bringt mich aber ans Ziel. Ein billigerer Preis würde mir zu denken geben. Ahja, und mein kleiner Freund namens Pfefferspray ist ja auch noch dabei und wohnt in meinem Tagesrucksack. ;)



Wohnen auf Reisen

Eigentlich nimmt man alles mal mit. Ob Luxuriös in einer Lodge in Afrika oder die Holzklasseversion 'hoffentlich hol ich mir hier nix weg' auf der Isla del Sol am Titicacasee, ob Dusche warm oder kalt, mit und ohne Frühstück, mit und ohne Internet, mit und ohne Travelagency, mit und ohne netten anderen Leuten, teuer oder billig, Einzelzimmer oder Schlafsaal... Einfach alles ist dabei. Geplant wird eher nicht wo es hingeht. Zumeist kommt man in der Stadt an und schaut erstmal oder holt nach langem Suchen doch den Lonely Planet heraus. Manchmal bekommt man auch ein gutes Hostel am nächsten Zielort von der derzeitigen Bleibe empfohlen. Aber in aller Regel geht es recht entspannt vor. So gut wie jedes Hostel hat auch einen Raum für Gepäck nach dem Check Out, was sich als recht praktisch bei Tagestouren erweist, wenn abends dann der Bus geht. Im Schlafsaal braucht man meist Ohrstöpsel und hätte ich eine Schlafmaske würde ich diese auch nutzen, denn einige Backpacker wissen nicht, dass man zum Schlafen das Licht aus macht.



Allein durch die Welt

Ich reise allein. Dies hat Vor- und Nachteile. Ich kann eigentlich tun und lassen was ich will, bin aber zumeist auf Touren angewiesen und muss oft im Hostel etwas mehr zahlen, wenn der Preis nicht Bettweise sondern Raumweise erstellt wird. Manchmal ist es einsam, manchmal wohltuend Niemanden um sich zu haben. Südamerika stellt deutlich höhere Anforderungen für mich ans allein reisen, da stets die Sprachbarriere Distanz verschafft und auch die Mentalität für mich immer noch ein Hindernis darstellt, hier alles genießen zu können. Aber ich mogel mich so durch und nehme nun mittlerweile alles recht ungestresst auf. Man lernt mit sich selbst ganz gut klar zu kommen auf eine Weise, die ich immer erhofft aber nie erwartet hatte. Die Gedanken kreisen den ganzen Tag und schweifen zu Orten und Dingen, die längst im Unterbewusstsein verschwunden schienen. Es ist interessant, wie Prioritäten neu sortiert werden und wie viel man doch lernt über sich selbst und sein eigenes Wesen. Man bekommt einen anderen Blickwinkel auf Dinge, erhascht ein anderes Bild von sich selbst und es macht so viel Spaß diese Schleier zu lüften.


Im Übrigen ist der Deutsche super beliebt unter den Backpackern und Reiseländern. Alle finden unser Land schön und die Menschen lustig und ja, eben absolut organisiert. Ich muss auch zugeben, man kann selbst auch nicht aufhören deutsch zu sein, was man auch erst lernen muss zu akzeptieren. Aber wir planen eben und möchten alles in Sack und Tüten haben, bevor wir entspannen können. Somit stört es mich auch nicht mehr, ein Schmunzeln von anderen Reisenden zu bekommen, wenn ich mein Busticket eben schon im Voraus hole, die Trockenzeit meiner Wäsche vorher einkalkuliere, damit ich sie nicht nass mitnehmen muss oder eben die Tour durchs Land grob berechne mit allen Eventualitäten.
So sind wir eben erzogen, so werden wir vermutlich durchs Leben gehen. Auch dies ist ein Fakt den man egal wo man sich gerade befindet mit einbeziehen muss, wenn man ein Land erforscht. In Afrika lernen die Menschen nicht zu sparen. Vorausplanen ist nicht Teil der Erziehung. Was heute da ist, wird verbraucht, und morgen sehen wir weiter. Die Armutsschleife bleibt. Im zentralen Südamerika wurde über Generationen aus pflanzlichen und tierischen Materialen alles hergestellt, und wenn kaputt in die Umgebung geworfen, wo es zu Humus zerfiel und abgebaut wurde. Das dies mit westlichen Plastikverpackungen nicht klappt, naja, ist halt irgendwie noch nicht angekommen im Geiste.



Heimweh

Ja auch das gibt es. Es begleitet einen, mal mehr und mal weniger. Meist kommt es auf den Umstand an, ob man sich gerade wohl fühlt oder nicht. Mitten im warmen afrikanischen Busch umgeben von wilder Natur, den Geräuschen der Tiere und Blätter lauschend, verliert sich der Gedanke an die Heimat. Einsam, in einem kalten Zimmer in einem fremden Bett aufwachen, mitten in den kalten Anden, ohne irgend ein Anzeichen von Mitreisenden, nur spanisch sprechende Einheimische, die versuchen mit dem Lebensmittelinfekt zu helfen, zündet den Funke, dass Deutschland in diesem Moment irgendwie eine bessere Alternative wäre.


Und natürlich kommt es darauf an welche Erinnerungen man mit sich trägt. Ist ‚Zu Hause‘ ein Ort an den du mit einem Lächeln denkst oder wie bei Anderen nur mit Stress verbindest? Freunde, Familie und Tiere haben ihren Platz in meinem Herzen und das kleine neckische Dorf am Rande von Altenburg, umgeben von Wald, Teichen und Feldern birgt heimatliche Gefühle mit so vielen tollen Erinnerungen. Und auch dies bemerkt man erst auf Reisen, wenn der Kopf mal befreit ist von all dem Alltag und den damit verbundenen Einschränkungen.



Highlights

Kostengünstig, billig, teuer, angemessen, überteuert... Um die ganzen schönen Sachen sehen und erleben zu können, muss man doch irgendwie auch Geld ausgeben. Auf Reisen findet man so ziemlich alles und die Unterschiede verschwimmen. Dennoch sollte man genau schauen, was man mit welchem Zweck erreichen will. Beim Essen kann es ruhig manchmal billig sein. Satt wird man so ziemlich von allem. Eine Unterkunft sollte kostengünstig sein. Und Ausflüge…. Hier musste ich wirklich lernen, dass günstig auch gleich billig heißen kann und man um die guten teuren Sachen teils echt nicht herum kommt, wenn man etwas an Erfahrung und Vergnügen mitnehmen will. Ich schaue nun immer genau. Manchmal wird die günstige Tour vorgegaukelt, hat aber kaum etwas inklusive oder die Führer im Park haben keine Lizenz. Vor allem in Peru und Bolivien schießen Agenturen wie Pilze aus dem Boden und wittern das schnelle Geld.


Doch der Verstand sucht sich oft sein eigenes Vergnügen. Ich kann schon gar nicht mehr zählen wie viele tolle Dinge ich gesehen habe. Man nimmt sie teils gar nicht mehr wahr. Ich finde den Umstand manchmal recht traurig, aber Urlaub und Reisen ist etwas vollkommen anderes. Es tritt ein Gewöhnungseffekt ein, neue Dinge zu sehen.


Doch dann gibt es da diese Momente, die einen unerwartet zu Tränen rühren und einem so immens beeinflussen, vielleicht weil man eben nicht damit rechnet. Für ewig bleiben diese im Gedächtnis. Für mich gehören das Gebrüll der Löwen bei Nacht, der Tafelberg in Kapstadt, das Springen der Wale aus weiter Entfernung am Strand von Peru, die Linien von Nazca und Galapagos dazu.


Es sind eben manchmal die kleinen Dinge, die den Unterschied zwischen genial und ‚naja geht so‘ aus machen. Richtige Zeit, richtiger Ort und keine Vorahnung, was da auf einen zukommen könnte. Und man steht am Rande einer World Heritage Site, sieht Wolken wie Wasserfälle über die gewaltigen Bergmassive fließen, hört den Ruf eines wilden Tieres tief im eigenen Körper vibrieren oder freut sich an der Gelassenheit einer Robbe, die im Wasser spielt.


Unglaublich... 100 Tage!

Ein langer Weg liegt hinter mir, ein Weg voller Empfehlungen und Erwartungen, welche teils erfüllt und teils enttäuscht wurden. Doch das Reisen macht Spaß, mit all seinen Hochs und Tiefs. Und auch nach 100 Tagen, freue ich mich weiter in die Welt ziehen zu dürfen. Es war eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe und ich hoffe, ich werde noch viel erleben.



Natürlich gibt es noch so viel mehr zu berichten. Doch dazu mehr in 100 Tagen ;)