Mittwoch, 19. Dezember 2012

Die Welt ist bunt

Bolivien, oh Bolivien, was bist du doch für ein wunderschönes Land. Es scheint, als ob wirklich für Jeden etwas dabei ist der Natur erleben will. Ob Regenwald, Gletscher, Berge, Wüste, Salzseen oder Canyons, innerhalb von wenigen Stunden, kann man von einer Klimazone in die Nächste eintauchen.


Von La Paz aus wollte ich als erstes ein wenig den Dschungel bestaunen, drum buchte ich Flug und Tour, und wartete brav bis zum nächsten Tag, an dem mein Flieger abheben sollte. Am Flughafen dann die große Überraschung: alle Flüge bis auf weiteres gecancelt, Landebahn zu nass! Schwer enttäuscht entschied ich mich nach Sucre zu fahren, um in der Hauptstadt des Landes zumindest den Dinopark zu besuchen. Die Spuren der Saurier im Steinbruch waren auch toll, und sogar ein Straßenfest wurde gefeiert, doch der Wille den Dschungel zu besuchen schien weiterhin ungebrochen.


Alles Ärgern half also nix, ich musste mir eingestehen, dass ich entweder weiter Jammern oder meinen Hintern zurück nach La Paz bewegen und in den verdammten 19 Stunden Bus nach Rurrenabaque steigen könnte. Einmal tief durchgeatmet entschied ich mich für Türchen Nummero 2 und saß 24 Stunden später im Holperbus Richtung Dschungel. Scheinbar war ich eine der wenigen Hartnäckigen, denn bis auf einen älteren Australier war ich die einzige Gringa im Bus. Dies war unter anderem auch mal wieder an dem Umstand zu erkennen, dass ich meinen Müll nicht zum Fenster raus in den Regenwald geschmissen habe!


Die Fahrt war im Endeffekt ziemlich weltenbummlerisch. Der Bus nahm jedes Schlagloch mit, fuhr recht knapp am Hang entlang und hielt an Toiletten, auf welche ich lieber nicht eingehen möchte. Aber er kam schließlich an und ich konnte die Pampas-Tour noch am selben Tag antreten. Es gab auch noch ein tolles französisches Bäckerstübchen mit gutem Frühstück im Ort, perfekt!


Und ja, da waren sie, die rosa Flussdelfine und Kaimane, Wasserschweine und Paradiesvögel! Toll war es, zwischen den Alligatorverwandten im Boot durchs Wasser zu gondeln und des Nachts deren Augen leuchten zu sehn; gelassen in der Hängematte den Sonnenuntergang bei tropischen 35° Grad zu beobachten und in den frühen Morgenstunden den Rufen der Brüllaffen lauschen zu können.





Auf das fiese Summen und das Angezapfe meiner Adern von Mücken hätte ich allerdings gerne verzichtet. ;) Und Anacondas haben wir leider auch nicht entdecken können, dafür konnte man mich finden, auf dem Boden im nassen Sumpf. Die Gummistiefel hatten nämlich Löcher und ich bin nicht nur einmal steckengeblieben und umgekippt.

Pech mit den Schlangen, versprach jedoch Glück beim Fischen und siehe da, nach gut gefühlten 2 Stunden Angelhaken mit Rinderfilet werfen, hatte einer von unserer Truppe einen Piranha am Haken. Deren Beißerchen sind ganz schön scharf, wenn man sie aus der Nähe mal betrachtet. Glücklicherweise wissen die Guides, dass hier nur Tierfreunde hin kommen und somit durfte das Fischlein weiterleben.



Am letzten Tag gab es dann nochmal Fotosafari und natürlich das Highlight schlechthin: mit den Delfinen schwimmen. Wir fuhren also mit dem Boot zum Nebenfluss des Amazonas, und siehe da, an die 20 rosa Schnauzen schielten zu uns rüber und waren schneller da, als gedacht. Sofort ging es ins Wasser, wenn auch Einige von unserer Gruppe Bedenken wegen der Kaimane hatte. Aber diese Krokos trauen sich nicht in die Nähe der Delfine, somit ist das Baden sicher.


Keine Sekunde im warmen Nass, ging der Spaß auch schon los, und wir wurden kräftig nass gespritzt. Kaum zu glauben, dass dies wilde Tiere und so interessiert am Menschen sind. Um uns herum hörte man nur noch das Pusten aus dem Luftloch und Wassergeplansch; dann fühlte ich es! Das glitschige gummiartige Etwas unter meinen Füßen… Ich tastete mich entlang der Haut nach hinten und hatte die Fluke eines Delfins zwischen meinen Zehen. So genial! Strahlend, dass ich dem Tier so nahe war, versuchte ich noch ein letztes Foto in der trüben Brühe zu schießen und erhielt wie immer ein farblich attraktives Nichts auf der Speicherkarte. Naja die Erinnerung zählt. ;)


Nach diesen erlebnisreichen Tagen, ging es zurück zur kleinen Dschungelstadt mit musikalischer Unterhaltung der 80er Jahre. Bolivien scheint diese Musikepoche besonders zu lieben. Tapfer buchte ich auch eine Busfahrt zurück und ich muss sagen, diesmal wars …. anders. Ich saß ganz hinten, was natürlich mit einem nicht federndem Hüpfsitz gleich zu stellen ist und durch den Umstand, dass es bergab ging, rutsche ich auch noch ständig runter. :/ Man bangt nur noch anzukommen und hofft, dass sich die Knochen auch wieder dort einsortieren, wo sie mal ihren Ursprung hatten.


Kaum angekommen in La Paz, ging es noch am gleichen Tag mit dem Nachtbus direkt nach Tupiza, der Ort an dem die Berge bunt sind, Boliviens ‚Wilder Westen‘! Ein recht ruhiges Dorf, welches vermutlich zur Stadt erklärt wurde, aus dem einfachen Umstand, dass viele Backpacker hier einen Zwischenstopp einlegen, um durch die glutroten Canyons übersät mit Kakteen zu reiten. Ich natürlich auch, also wurde direkt eine 2 Tagestour gebucht, nachdem ich mich aufgrund der unsagbar heißen Temperaturen ins einzige Hotel mit Pool einquartiert hatte.


Gut gelaunt hab ich diverse organisatorische Dinge erledigt, wie Wäsche waschen, Unbrauchbares aussortieren und einen Blick aufs Konto werfen, als ich genau 5min vor 18Uhr erfuhr, dass durch die Unruhen im Lande vermutlich der Park zu den Salzseen in 3 Tagen schließen könnte. Bummer! Ohwei… Was tut man in solch einer Situation? Tja, vermutlich entweder Feilschen oder spontan alles Geplante über den Haufen werfen und neu sortieren! Also wurde das Reiten verschoben, das Busticket nach Uyuni zerrissen, mehr Geld abgehoben und die Salzwüstentour direkt von Tupiza aus am nächsten Tag gebucht!


Mit dieser Entscheidung wusste ich natürlich, dass ich den Norden von Chile wohl nicht mehr besuchen konnte, denn ohne Nationalpark auch keine Grenzüberquerung und somit auch keine Atacamawüste. Die Trauer darüber hielt einen halben Tag an, doch schlussendlich findet man sich damit ab. Das Leben verläuft eben nicht so geradlinig, wie man es sich teils wünscht, untermalt mal wieder von der besonders schönen Erfahrung , dass sich wohl eine Salmonelle im Limonadenglas versteckt hatte und sich in mir häuslich machen wollte. Also warf ich noch eine Tablette ein, und dann ging es endlich los in die weite Ferne bolivianischer Naturschauspiele!


Zu sechst mit Köchin und Guide, haben wir unter weiteren 7 anderen Jeeps, unsere 4 Tagestour gestartet. Entlang von Canyons und Hochlandsteppen mit hunderten an Lamas, sind wir am ersten Tag durch kleinere Dörfer, als auch unendlich erscheinende Landschaften gefahren, die von vulkanischer Aktivität geprägt wurden.


Der zweite Tag führte uns dann tiefer in das Wüstenpanorama. Sand, verfallenes Vulkangestein und erste Salzseen zierten unseren Weg. Der Anblick, einfach traumhaft schön. Das weiß des Salzes und die spiegelnde Wasseroberfläche ließen mich perplex im Raume stehen und die Flamingos im Bilde gaben dem Ganzem etwas von einem Paradies in einem doch so lebensfeindlichen Umfeld.


Die heißen Quellen waren natürlich ein Badevergnügen der besonderen Art. Mit 38° Wassertemperatur mitten im kühlen Salzsee, vergisst man schon mal die Zeit. Vor allem, das es nun Dezemberanfang sein sollte, kam mir völlig surreal vor. Die Blicke verloren sich in der Weite der Umgebung, ein fantastischer Anblick, der mit einer Intensität in die Erinnerung eingebrannt wird, dass wirklich jedes Detail dieser märchenhaften Welt mit geschlossenen Augen immer noch sichtbar bleibt.


Und wenn die Natur einmal den Pinsel in die Hand nimmt, nutzt sie wirklich jede erdenkliche Farbe zum Verzieren der Landschaften um uns herum! Einfach unglaublich wie viele Farben Berge so haben können. Grau, gelb, blau, orange, rot, weiß, braun, schwarz, beige und sogar lila! Und die Minerale im Gestein, lassen auch der Sonne noch genug Farbspiele übrig, so dass je nach Licht immer ein anderes Bild zu betrachten ist.


Die Seen erstrahlen hier im Nationalpark auch nicht nur blau oder grau, nein grün, gelb, weiß und rosa! Unsere Welt ist so bunt! Auch die Salzlagunen, sind nicht nur weiß. An der Laguna Colorado war das Wasser von den Algen und dem Krill so rot, dass es schon unwirklich erschien. Und überall rosa Flamingos, wohin das Auge den Betrachter geleitet. Mit dem grünen Gras, dem blauen Himmel und den bunten Bergen im Hintergrund zauberte es ein Lächeln auf mein Gesicht, das nicht zu verschwinden vermochte. Es war so wunder, wunder wunderschön! Oder einfach nur ein Wunder?


Schon möglich. Leider stank es, als gäbs kein Morgen. Der Schwefel in und um die Seen verkürzt den Spaziergang um einiges. Nach einer halben Stunde kann man vor Übelkeit kaum mehr einen Schritt tun, und die extreme Höhe zwingt einen dann doch in Knie und man krauchelt benommen ins Auto zurück.


Dieser einzigartige Geruch nach faulen Eiern, war an den Geysiren nahezu unerträglich! So spannend es auch sein mag, die vulkanische Aktivität zu bewundern, man sollte nicht ganz unmittelbar vorher etwas essen. Der liebliche Duft von Schwefeldioxid dringt auch hier in jede Riechzelle ein und es bittet wirklich Niemand darum, noch länger bleiben zu dürfen. Aber ein Erlebnis sind die Geysire natürlich. Heiße Gase blubbern aus der Tiefe des Berges und bringen die bunte Kraterlandschaft zum rauchen. Wahnsinn! Nur eben schade, dass man Gerüche nicht auf Fotos festhalten kann. ;)


Wir sind auch auf Vulkangestein herum geklettert, welches wie erstarrte Wellen die Landschaft entlang floss, konnten Dali’s Felsen besichtigen und haben die Berglandschaft Chiles von weitem bewundert. Sind auf dem Friedhof der Lokomotiven auf Wagons und Kesseln herum geturnt und haben wilde Tiere in der Wüste beobachtet: Vikunjas, Nager und sogar Südamerikas großen Laufvogel, den Nandu. Geschlafen wurde in einfachen Unterkünften im Nationalpark, welche teils vollkommen aus Salz bestanden, und unsere 4 Sterne Menüs wurden auf einer einzelnen Gaskochplatte zubereitet. Es war alles sehr abenteuerlich und ich habe jede Sekunde genossen. Und da wir in der Wüste waren, haben uns die vielen Sterne des Nachts zum Himmel aufschauen lassen und eine Lichterpracht präsentiert, wie man sie eben nur bei vollkommender Dunkelheit bestaunen kann.


Das große Highlight war natürlich die riesige Salzpfanne von Uyuni! Wahnsinn, was für ein Anblick, Salz wohin das Auge reicht. Alles ist weiß bis zum Horizont und man glaubt in einem Eismeer zu sein, doch ist es natürlich unglaublich warm!





Um den Sonnenaufgang auf der Insel mit den Riesenkakteen mitten in der Salzpfanne zu sehen, sind wir *Trommelwirbel* 4Uhr aufgestanden! Auch auf der Südhalbkugel ist dies eine sehr unchristliche Zeit! Aber nützt alles nix, wenn man das Naturschauspiel bewundern möchte in welchem die Sonne in weiter Ferne das Salz wie einen Spiegel aus Wasser wirken lässt, muss man eben den Sandmännchenstaub aus den Augen reiben und bei Dunkelheit die Insel aus Korallen erklimmen.








Ein bezaubernder Ort. Erst eisblau und dann in einem sanften orange küsste der Himmel die weiße Ebene, als die ersten wärmenden Strahlen das Land berührten. Und die 10 Meter hohen Kakteen wirken wie versteinerte Zuschauer, die es nicht schaffen ihren Blick von dieser Schönheit abzuwenden.


Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es anschließend in die weite Ferne der Salzwüste, bis um uns herum nur noch Salz und Horizont zu sehen war. Hier haben wir mit viel Einfallsreichtum die berühmten perspektivischen Fotos geknipst und die Salzkristallwaben am Boden bestaunt. Am Nachmittag ging es dann durch eine malerische Canyonlandschaft zurück nach Tupiza. Das Schweigen im Auto verriet, dass Jeder noch ein wenig verzaubert war.



Ich muss an dieser Stelle erwähnen; der 6. Dezember war etwas skurril! Während in Deutschland Schneechaos herrschte und Kinder in ihren Schuhen die Nikolaussüßigkeiten fanden, habe ich am Pool gelassen die Sonne genossen und genüsslich einen Cocktail geschlürft. Gelegentlich musste ich vor mich hin schmunzeln. ;)






Mein letztes Abendteuer im Lande war die 2 tägige Tour mit Pferd in die Canyons. Und um es in wenige Worte zu fassen; die Landschaft war toll, mein Guide sprach kein Wort mit mir und mein Pferd scheute vor großen Lastwagen! Glücklicherweise trafen wir auf halber Strecke eine andere Gruppe mit gleichem Ziel und ich hatte wenigstens etwas Gesellschaft. Erzählt wurde bis in die Nacht hinein, denn unsere Matratzen waren sowieso nicht fürs Schlafen geschaffen. Sie hingen durch wie ein solides U und uns graute schon vor dem Rückenschmerz am Folgetag! Im Endeffekt wars egal, denn am Morgen tat eigentlich sowieso alles weh vom Reiten hoch zu Rosse. ;) Hehe



Bolivien, ein Abenteuer! Was meine Augen in den letzten Tagen sehen durften ist an Einzigartigkeit schwer zu übertreffen. So viele Glücksgefühle fluteten durch meine Venen, wie ich es selten zuvor erlebt habe. Die Natur ist wahrlich ein Meister ihrer eigenen Kunst, und ihre Werke zu betrachten ist wie ein Traum aus welchem man nicht aufzuwachen möchte.

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Unsere mysteriöse Vergangenheit








Die Linien von Nazca, die Inkaruinen Machu Picchu sowie die Tempelanlagen von Tiwanaku, alle haben etwas so besonderes, und es scheint als wären sie nicht von dieser Welt.












Als ich die Wüstenoase Richtung Nazca verließ, zeigte sich Peru das erste Mal von einer netteren Seite. Die Landschaft enthüllte eine Art Mondkrater und wenig später erstreckte sich das Plateau von Nazca vor meinen Augen. Es ging auch sofort in den Flieger, um das ganze von oben zu betrachten, denn die Linien sind nun mal nur von der Luft in voller Pracht zu bewundern. Was ich nicht ahnte war, wie sehr doch die Tierzeichnungen zur Nebensache und die Linien für mich zum Hauptaugenmerkt werden würden. Es ist einfach ein riesengroßes Gebiet mit so einer Unmenge an 100ten von Metern schnurgeraden Linien, dass man nicht umher kommt, sich zu fragen, wie diese doch vor so vielen Jahren entstanden sein sollen; von Menschenhand! Denn eigentlich sieht es doch so aus, als waren es Maschinen und nicht Füße die auf diesem Spielplatz hin und her und kreuz und quer durch die Wüste gefahren sind. Die Tierzeichnungen hingegen sind relativ ungerade und recht klein und sicherlich von den alten hier lebenden Stämmen über die Linien spaziert worden. Dennoch fragt man sich, woher sie wussten, dass es Orcas und Äffchen gibt, denn sowohl das Meer als auch der Dschungel sind Meilenweit entfernt vom Plateau.


Nach diesem umwerfenden Erlebnis habe ich noch einige Gräber angeschaut von einer Kultur deren Markenzeichen lange Dreadlocks gewesen sind und bin dann nach Arequipa aufgebrochen. Auf dem Weg konnte ich noch das ungewöhnlichste Gewächs bestaunen, dass hier zu hauf angebaut wird. Ein Insekt das sich von Kakteen ernährt und zur Farbgewinnung genutzt wird. Pelzige grauschimmelige kleine raupenähnliche Dinger, welche, wenn man sie zerquetscht eine blutrote schmierige Paste ergeben. Irgendwie lustig und makaber zugleich!


Arequipa! Ich bin bestimmt kein Städtefan, aber Arequipa war wirklich schön. Nicht umsonst wird sie die weiße Stadt genannt, sind doch alle kolonialen Gebäude aus weißen Sandstein. Auch kleine Cafés inmitten von engen Gässchen, erinnern mehr an Europa als an das südamerikanische Flair.


Und da es ein recht sicheres touristisches Örtchen ist, konnte ich endlich mal wieder auch in der Dunkelheit ohne Sorge entlang der Plaza schlendern. Eigentlich hatte ich vor den Colca Canyon mit seinen Kondoren zu besuchen, aber der Eintritt zum Park war die eine Stunde am Cruz del Condor nicht wirklich wert, zumal es knapp einen Tag braucht um diesem Punkt zu erreichen. Ich habe mir deshalb nur eine kleine Stadtrundfahrt geleistet und ein wenig die Seele baumeln lassen. Schließlich hieß es schon bald Machu Picchu! Perus wohl größter Stolz im Lande.


In Cusco gelandet, buchte ich also Zugtickets und eine Unterkunft in Agua Calientes, dem kleinen Ort am Fuße des Berges und habe mir zugleich Zugang zur Ruinenstadt, als auch zum Zuckerhut, namens Waynapicchu ergattert. Nur 400 Personen dürfen täglich diesen besonders fotogenen Berg erklimmen und ich dachte mir, da ich schon keinen Trail hinauf wandere, gönne ich mir das Vergnügen den ‚kleinen Inkatrail‘ zu bezwingen, denn auch dieser Weg hinauf zur Spitze besteht nur aus Treppen. Und Treppen und Treppen, und wenn man meint das Ziel ist doch so nah, noch mehr Treppen. Irgendwann jedoch ist man schließlich oben und der Stolz klopft im Herzen, dass man es geschafft hat.


Um die Inkastadt im Nebel zu sehen, wenn die ersten Sonnenstrahlen das Land kitzeln, musste ich 4 Uhr aufstehen. Die Hostels denken glücklicherweise mit und es gab Frühstück ab 4:30, denn 5:30 gehen die ersten Busse hoch zur Eingangspforte.


Und die Ruinen sind beeindruckend. Man kann es drehen und wenden wie man will, keiner kommt umher den Atem anzuhalten, wenn die Wolken die alten Gemäuer und Tempel freigeben. Diese Zeugen der Vergangenheit erstrecken sich über einen Berghang weit oben in den Ausläufern der Anden, umgeben von Regenwald und einem Panorama, welches nicht auf Bildern festzuhalten oder mit Worten zu umschreiben ist.


Es gibt keine Frage mehr warum sich die einstigen Bewohner wie Könige fühlten so weit oben über dem Inkatal. Mit offenem Mund bestaunt man demütig die riesigen Nebelverhangenen Berge und fühlt sich so immens klein, und doch so voller Kraft. Und dann kam das Gewitter und der Donner hallte durchs ganze Tal. Die Berge warfen das Echo zurück und um mich herum ertönten die ‚Stimmen der Götter‘ Wow! Einfach nur unglaublich!


Natürlich wurde ich nass, oder um es mal korrekt zu formulieren, kein Stück Stoff am Körper war mehr trocken. Zum Glück passierte all dies nach dem Auf- und Abstieg vom Waynapicchu und ich machte mich nun auf den Weg nach Puno, um am Titicacasee die Grenze zu Bolivien zu überschreiten.


Mit dem Nachtbus 6Uhr am Ziel, besuchte ich auf peruanischer Seite noch die schwimmenden Inseln aus Schilf, auf denen tatsächlich Menschen wohnen, und landete spät am Abend mit einem Muskelkater wie ich ihn selten erlebt habe in Copacabana, Bolivien. Die Isla del Sol, eine Insel im See, war mein angesteuertes Ziel und so nahm ich nach einem Tag Erholung am Folgetag das Boot zur Nordseite, um genüsslich zur Südseite zu spazieren, um dort den Sonnenuntergang zu erleben.


Diese Wanderung war traumhaft schön. Der Titicacasee ist so riesig, dass man wirklich glaubt am Meer zu sein. Der ganze Horizont war See. Und das Wetter hatte sogar die liebe Sonne geschickt, so dass ich endlich mal etwas dem Reisestress der letzten Tage entkommen konnte. Auch geruchsmäßig war die Wanderung ein voller Erfolg, überall stand Eukalyptus. Lecker! Das Hostel, wenn man es denn so nennen mag, war recht einfach, das Essen dafür gut und wenn Bolivien nicht am übernächsten Tag die Volkszählung gehabt hätte, wäre ich noch einen Tag länger auf der Insel geblieben. Doch so hieß es zurück aufs Festland und ab nach La Paz in ein gutes Hostel mit Internet und Restaurant; das Land würde am kommenden Tage still stehen.





Ich strandete im Wild Rover, einem irischen Partyhostel… Und auch wenn man kein Auge zutun konnte, da die ganze Nacht weg durch gefeiert wurde, war es recht nett. Ich habe sogar Sophie und Adam vom Galapagos-Schiff wieder getroffen.

 
La Paz! Boliviens größte Stadt ist im wahrsten Sinne Dreh- und Angelpunkt des Landes. Von hier aus kann man wirklich alles ansteuern, was das Travelerherz begehrt. Sogar Jene, die in die Schamanenkunst eintauchen wollen, werden auf dem Hexenmarkt fündig. Lustigerweise findet man im Stadtbild lauter Zebras, die auf den Zebrastreifen den Fußgängern beim überqueren der Straße behilflich sind. Vielleicht wäre das anders auch nicht möglich, denn hier wird wirklich ohne Regel und Rücksicht gefahren. An das Hupen hab ich mich in Südamerika bereits gewöhnt, aber so ein Chaos hab ich sonst nirgends erlebt. Kreuz und quer wird eingefädelt, oder mitten auf der Kreuzung gewendet; die Autos und Busse sind Nase and Nase und damit meine ich so 5-10 cm zwischen den Karossen‚ rote Ampel, Fragezeichen, was ist das?.. und keiner sollte erwarten, dass angehalten wird wenn man die Straße überquert. Erstaunlicherweise passiert recht wenig, aber beim zugucken wird einem dann doch recht mulmig zumute.





Den Tag des Schweigens im Lande recht gut überstanden, kam die Zeit für die Ruinen der Ruinen, die alles andere in den Schatten zu stellen scheinen. Nicht aufgrund der Größe oder Landschaft, nein, diese Ruinen sind einfach nicht zu erklären, und da mögen sich Historiker noch so viel Mühe geben, es wird die Fakten nicht ändern, dass selbst mit heutiger modernster Technik und den besten Steinmetzen dieser Welt die verzierten Dioritblöcke von Tiwanaku und Puma Punka nicht nachzuahmen sind.


Man kann sicher debattieren, ob nun Laser oder andere heutzutage modernere Methoden diese beeindruckenden Formationen 'im Damals' erschaffen haben, nachdem man wie angewurzelt vor dem schier Unmöglichen steht. Denn selbst der noch so hartgesottenste Verfechter der Theorie, dass Steinzeitmenschen mit Diamantmeisel und Hammer eines der härtesten Gesteine, mit Kanten so scharf wie ein Messer und Flächen so weich und glatt wie polierter Jadestein bearbeitet haben sollen, kommt spätestens in Erklärungsnot, wenn er den Teil der Tempelanlage erreicht, wo ihn Alienschädel aus jeder Richtung anlächeln. ;)


Einen Blick in das Zeitfenster von derart alten Kulturen zu werfen, war wirklich klasse. Und ob nun Nazca, Machu Picchu oder Tiwanaku, all diese Plätze haben wirklich Eindruck auf mich gemacht und auch wenn ich als Evolutionsfan vieles vom Standpunkt der anerkannten Wissenschaft betrachte, so kommt man doch ins Knübeln und öffnet den Geist mehr denn je, für andere mögliche außerweltliche Erklärungen unserer Vergangenheit...