Donnerstag, 4. Juli 2013

Jobsuche in Oz

Da war ich nun. Mit Google und diversen Jobseiten für Australier und Nicht - Australier. Alle versprachen das große Geld, alle kamen mit einem Haken. Ich bin ehrlich, auch ich habe meine naiven Momente im Leben. Das registrieren bei Jobs4travellers war so ein Moment. Die Website sah ganz ordentlich aus, nur Lebenslauf und Personendaten hochladen, und schon regnet es nur so von Jobangeboten. Denkste… Es wurde der gleiche Mist zugeschickt, den ich auch kostenlos bei Gumtree (Australiens eBay für alles) einsehen konnte.


Also habe ich Bewerbungen geschrieben, so viele wie vermutlich noch nie in meinem Leben. An diverse Australische Zoos, sowie Farmen, Hundesalons und Reitställe. Und es zeigte sich, ich bin gar nicht so schlecht im verfassen englischer Lebensläufe und Anschreiben, denn dafür wurde ich stets gelobt, wenn es auch eher Absagen als Zusagen regnete. Das Problem, ich war oft zu überqualifiziert, nicht für langfristig einstellbar aufgrund des Visums oder die Sache mit dem eigenem Auto, hat den Job-Deal zum Scheitern verurteilt.

Nun gut, dachte ich mir, dann eben nur Backpacker-Jobs. Ich habe mich auf eine Anzeige gemeldet, die Traveller zum Orangenpflücken gesucht haben. 800 Dollar die Woche sollte ich verdienen, ich musste nur ins absolute Nirgendwo nach Mildura reisen und dort in ein vorgeschriebenes Arbeitshostel einchecken. Achja und die Vermittlungsgebühr bezahlen. Da war er wieder, der Haken! Ich habe mir dennoch positive Gedanken gemacht und bin in den Greyhound-Bus zur Fruitpicking- Stadt ins Australische Nimmerland.


Das Hostelpersonal hatte mich auch noch brav vom Bus abgeholt. Dann jedoch sollte es kommen, das mulmigen Gefühl. Irgendwas stimmte nicht! Im Hostel angekommen, sollte ich für 10 Tage im Voraus bezahlen. „Das ist bei uns so“ wurde mir gesagt „es wird wöchentlich und nicht tageweise bezahlt“, yada yada yada. Mm…, Okay, wenn ich morgen anfangen kann mit Arbeiten, so wie mir per Email und Sms bestätigt wurde, dann sollte es kein Problem sein. Nachdem ich eingecheckt hatte, wurde mir das eher trostlose Gebäude vorgestellt.

'Oh Mist, was für kleine Kajüten sind das denn? Alle Backpacker mit 3 Tage Regenwetter-Miene, und irgendwie komisch, dass so gar Keiner auf Arbeit ist.' Ich zitiere wörtlich: „Wenn du klug bist, packst du deine 7 Sachen und machst dich sofort aus dem Staub. Das ist alles verarsche hier, die haben keine Jobs, nur Versprechungen, die nicht gehalten werden; die wollen nur die Kohle fürs Hostel.“ Schluck! Oups! Daher also der flaue Magen. Ich habe natürlich sofort an der Rezeption meine Situation klar gemacht; ich kann nur bleiben, wenn ich auch arbeiten kann, denn ich bin pleite. „Ja, ja, du bist auf dem Board, der nächste Job ist deiner.“ Mmm. Tief durchatmen, anscheinend sind ja doch einige Backpacker arbeiten. Oder auch nicht wirklich, wie sich später am Abend heraus stellte. Einige hatten zwar Arbeit, aber nur für 2 Tage die Woche, und dann gerade mal für 4 Stunden. Das konnte es nicht gewesen sein! Auch, wenn mir immer wieder von der Hostelleitung versichert wurde, ein wenig Geduld zu haben, lies das ungute Gefühl nicht nach, dass ich hier genauso versacken könnte, wie die Hälfte der anwesenden Reisenden, die mehr oder weniger nun gestrandet waren, da sie nicht mal das Geld für ein Rückflugticket auf dem Konto hatten. So gnadenlos wurden sie zur Kasse gebeten vom Arbeitshostel.


Ein Tag hin oder her, ein Fluchtplan musste her. Der Haken, ich hatte bereits für 10 Tage bezahlt und sah es nicht ein, dem Geld so einfach ‚goodbye‘ zu küssen. Also wurde der innere Mediziner auf die Matte gerufen, und ich habe mich weniger auf Diskussion, sondern auf mein Asthma berufen, dass hier im kühleren Klima und den winzigen staubigen Schlafsälen, viel zu stark aufgeflammt war, als dass ich Medikamente zu mir nehmen kann. Hehe, zu irgendwas muss die olle Allergie ja mal gut sein. ;) Und tatsächlich, allen bösen Omen zu trotz, es hatte funktioniert. Ich habe einen großen Teil meines Geldes wieder bekommen und habe noch in der gleichen Nacht diesen grausamen Ort der ausgenommenen Weihnachtsgänse Backpacker verlassen.


Wie? Wohin? Nun ja, an dieser Stelle muss ich sagen, 1000 Dankeschöns an meinem lieben Freund Andrew aus Canberra, der mir sein Haus als Zufluchtsstätte angeboten hat, damit ich in Ruhe und ohne Gelddruck einen Job finden kann. Als ich ihm von meiner Situation im Arbeitshostel berichtet hatte, was alles was ich hörte „Come back, you can stay with me.“

Und es war wirklich wie nach Hause kommen, als ich zurück in Australiens Hauptstadt mit einer mir vertrauten Seele in einem normalen mir vertrautem Haus mit sauberen Bädern und Betten, sowie eigener Küche und Stube ein normales Leben für die nächsten 4 Wochen führen konnte. Naja fast, erstmal hatte ich mir ne saftige Erkältung eingefangen und habe nach 2 Tagen schlimmsten Halsschmerzen, verstopfter Nase, leichtem Temperaturanstieg, Gliederschmerzen, welche mich kaum laufen lassen haben und beginnender Bronchitis, die Antibiotika ausgepackt. Oh man, der Infekt hat mich vielleicht hin gerädert. Und der arme Mitbewohner musste dann auch durch. Wie sagt man so schön, geteiltes Leid ist halbes Leid.

Jedenfalls, ging es danach wieder von Vorne los mit Bewerbung schreiben und auf Anrufe warten und das zog sich hin wie Kaugummi an der Schuhsohle. Immerhin konnte ich jeden Tag ausschlafen und während Andrew auf Arbeit war, hatte ich die Hütte für mich allein, hab ab und an zwischen Job suchen und Haus putzen die Überschwemmungsnachrichten bei Punkt12 auf der Website angeschaut und mich mit dem winterlichen Canberra angefreundet. Außer Haus und im Haus, denn Australier sind zwar fortschrittlich, aber von einer gescheiten Isolierung ihrer Häuser und Wohnungen haben sie noch nichts mitbekommen. Und wen wundert es da noch, dass die heiße Luft aus der Decke kommt anstatt von unten... *kopfschüttel* Physik, Note 6! Jedenfalls war die Stadt den Temperaturen entsprechend geschmückt. Es fühlte sich teils an wie Weihnachten. Die Bäumchen haben hier im Winter nämlich auch Lichterketten.


Natürlich haben wir zwei auch gemeinsam ein wenig die Freizeit genossen und sind in den naheliegenden Park auf dem Spielplatz Seilbahn gefahren, haben Airhockey gespielt, sind ins Kino, waren Schaufensterbummeln und ich habe Andrew sogar im Bowling geschlagen, hehe. Virtuell auf der X-Box und im Realen. Sogar zum Golfen hab ich mich überreden lassen. Das war allerdings ein Reinfall. So ein Spießerspiel, man oh man, von wegen Spaß haben. Regeln Regeln Regeln und nochmal Regeln; und einfach mal drauf los ballern is net drin. Einmal und nie wieder!


Aber auch Couchtage wurden eingelegt und Film-Marathons mit Schokolade durchgezogen. Und wer hätte es gedacht, ich habe mich zu einem Videospiel überreden lassen, wo man Zombies mit Pflanzen bekämpft. Klingt lustig, ist auch so. Ab und an bin ich auch mit dem Fahrrad in den Park und habe die vielen Vögelchen bewundert, unter anderem, natürlich wieder die rosa Sittiche und die schwarzen Schwäne, denn in Australien ist eben alles genau anders herum.


Und die Zeit rannte nur so davon. Ich fühlte mich wohl und je länger wir zusammen wohnten umso mehr mochten mein Retter in Not und ich uns. Es war ein wenig wie in einem Märchen und doch leider nicht die große Liebe, aber doch so viel mehr als wir erwartet hatten. Ich kann nun wirklich sagen, ich habe einen echten Freund, der mir so viel bedeutet, dass ich nun doch einen kleinen Teil meines Herzens an Australien verliere. So wie die Wildnis in Kanada und die Tiere in Afrika, hat nun auch dieser Kontinent etwas Besonderes, dass ich vermissen werde. Und es wird mir schwer fallen, ihn zurück zu lassen, wenn ich irgendwann weiter reise…


Und das ging nun plötzlich schneller als gedacht... Aufgrund eines nicht vorhandenen Autos, habe ich leider den Job beim Hunde-Daycare-Service nicht bekommen, auch wenn die mich liebend gerne genommen hätten. Und somit bleibt mir nicht sehr viel anderes übrig, als nach Melbourne zu gehen, wenn ich mit Tieren arbeiten will. Und das war meine Bedingung geworden, als ich von Laden zu Laden mit meinem Lebenslauf in der Hand gewandert bin. Nein, ich möchte keine T-Shirts verkaufen. Ich kann super mit Tieren umgehen, ich kann sie lesen, wie ein Buch, ich kann sie verstehen und ich möchte, wenn ich schon nicht in meinem eigentlichen Beruf als Reisende arbeiten kann, wenigstens meine Zeit mit ihnen verbringen. Und es sah nun mal so aus, dass in Mornington, einem recht ländlichen Stadtteil Melbourne‘s noch Bodenpersonal für die Pferde im Rennstall gesucht wurde. Eine gut bezahle Stelle und ja, sie würden mich gern einstellen.

Also schnüre ich nun mein Päckchen und fahre zurück an die Küste. Diesmal etwas kühler, denn es geht noch weiter südlich. Und so heißt nun schneller Abschied nehmen als geplant. Auf geht es, erneut, in die Fremde, zurück in den Alltag, und das auf der anderen Seite der Welt…


So eine Reise kann einem manchmal recht unerwartete Hindernisse in den Weg setzen und das Durchhaltevermögen ganz schön unter Druck setzen. Der Grad zwischen Aufgeben und ohne Abstriche seinen Weg gehen zu wollen, ist ein Balanceakt, den man nicht leichtsinnig angehen sollte. Die Frage bleibt stets die gleiche, jeden Tag, der mir dieses Abenteuer beschert. 'Macht es mich glücklich?' Ich habe den Irrgarten eine Stelle zu finden, die mir meine letzte Etappe dieser großen Reise finanzieren wird, geschafft.

Die Wahrheit ist jedoch, es ist alles andere als leicht in Australien einen Job zu finden der gut bezahlt wird. Viele Arbeitgeber bezahlen nur einen Hungerlohn an Backpacker, lassen uns für Essen und Wohnen arbeiten, stellen uns nicht ein, da wir nicht langfristig arbeiten können aufgrund des Visas oder weil wir keine Chance haben überhaupt zum Arbeitsort zu gelangen. Wir sind eine ungewisse Investition. Klar, Backpacker sind ein Teil der Kultur, aber für die meisten Australier eben auch ein Rohstoff der nachwächst. Verlässt ein Reisender das Land pleite, kommen dafür gewiss 10 Neue nah, mit Geld im Rucksack und Träumen, die sie sich erfüllen wollen. Gefühlte 8 werden scheitern, Einer wird klug genug sein, das Land schnellst möglichst zu verlassen und der Andere hat Glück und findet Arbeit mit der er seine Reise tatsächlich fortsetzen kann. Der Weg dahin ist hart und Betrüger gibt es leider mehr als man vermutet und ich glaube nicht, dass ich ihn nochmal gehen würde wollen. So besonders der 5te Kontinent auch ist, mit seinen Beuteltieren und giftigen Spinnen, Quallen und Schlangen, so ungewiss ist es auch hier zu überleben.

6 Kommentare:

  1. Schön das Du eine Arbeit gefunden hast. Ich bin gespannt welcher Art sie ist. Es geht also in die 2 größte Stadt von Australien. Wirklich warm ist es da allerdings auch nicht, habe gelesen das der Juli im Durchschnitt mit der kälteste Monat ist, so an die 13 Grad. Seltsam ich habe Australien immer mit hohen Temperaturen verbunden, aber so "wild" ist es gar nicht. Nun ja, ich wünsche Dir viel Erfolg im Job und das Du neben Arbeitsstress auch etwas Spass hast und neues dazu lernst.
    Lg. Silence

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    1. Hi :) Ja es ist richtig kalt hier nachts. Tagsüber ist ok aber die Australier haben weder gescheite Hausisolation, noch sinnvolle Heizkörper. Nur son Warmluftgebläse aus der Decke.... (weil warme Luft ja auch nachweislich sinkt statt aufsteigt, deshalb wird auch kalte Luft in Heißluftballons genutzt.) *Augenroll* Naja und warm wirds auch nicht richtig. Ich hoffe der Frühling lässt sich nicht mehr so viel Zeit.

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  2. Schön von Dir zu hören. Ich habe gespannt gewartet. Nun ja...Australien...ich hörte schon das es dort nicht so einfach ist und nicht nur was das Arbeiten betrifft. Na ja lass Dich mal nicht entmutigen. Wie ich lese hast Du ja nun doch einen Job gefunden und ich hoffe er macht Dir Spaß und füllt Deine Reisekasse wieder auf.
    Ich musste sehr lachen als ich das mit der "Heizung" las. Keine Ahnung wo diese Australier ihre Physikkenntnisse her haben. Vielleicht sollte man denen das mal erklären.
    In Deutschland ist es sehr heiß (nein ich will Dich jetzt nicht "neidisch" machen). Wir hatten Stellenweise bis zu 38 Grad im Schatten. Nun ja dieser Tage kam ein wenig Regen, was wirklich Zeit wurde, denn die Pflanzen brauchten das Wasser. Mein Hund will sich so gar nicht bei dem Wetter bewegen (ich auch nicht), ich habe ihr immer mal ein kühles Handtuch auf den Körper gelegt und sie nahm es Dankbar an.
    Ich wünsche Dir viel Kraft für Deine Arbeit. Du boxt Dich durch und gibst nicht auf...das ist doch Super und darauf kannst Du auch Stolz sein. Manch einer rennt zu schnell davon wenn Probleme auftreten.
    Also dann, halte die Ohren steif. Viel Glück und gutes Gelingen.

    lg. Silence

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    1. hallo :) auch schön von dir zu hören. das mit dem durchboxen ist so eine sache. man muss abwägen. Hätte es noch länger gedauert, dann wäre ich vermutlich noch einen monat gereist und dann heim geflogen. man muss immer spaß bei der sache haben und das 'durchboxen' darf auch nicht in eine mission ausarten, wo es ums verbiegen und gebrechen klappen muss. entweder es soll sein oder eben nicht. man muss manchmal dahinter bleiben, aber es sollte nie zur tortour werden. von daher, war es ein wendepunkt. eine hürde die ich hinter mich bringen konnte, aber nach der es wieder aufwärts geht und leichter wird. hoffentlich. 4 wochen arbeit liegen nun hinter mir und ich wünschte es wäre bereits doppelt so viel, haha.
      der nächste blog kommt gewiss nächste woche, wenn alles so klappt wie geplant. :) bis bald

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  3. 1+ fürs durchhalten! Deine Weltreise hast du von Beginn an - angefangen beim sparen bis jetzt zur Jobsuche - so durchgezogen. Darauf kannst du wirklich stolz sein udn wenn es auch immer mal unbequem war so hat es dich fürs Leben geprägt und härter gemacht. Bestimmt kein Fehler :)

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    1. Bin stolz :D nehme die 1+ auch dankend an, hehe. Man muss die Dinge (die in deiner Macht sind zu bewerkstellligen) nur genug wollen, dann klappt es auch. ;)

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