Freitag, 12. Oktober 2012

von einem Kontinent zum Nächsten...

Ich kann nicht wirklich sagen, was ich für Vorstellungen hatte, als ich Kapstadt Richtung Südamerika verlassen habe, aber mit einem derartigen Kulturschock hatte ich sicher nicht gerechnet. Vom verträumten Afrika, mit dem Kopf in den Wolken, in eine triste graue gestresste Großstadtmetropole, die eher pragmatisch ihrem Leben gegenüber steht. Wow das war selbst mir zu viel. Auch wenn der Flug mit Emirates ziemlich entspannt war, da ich 3 Sitze für mich allein hatte und mich genüsslich ausstrecken konnte, hat Buenos Aires mir jegliche Illusion geraubt, dass Südamerika einfach werden würde.

In der Embryonenstellung verharrend, habe ich nach meinem 36 Stunden Flug und viel Schlaf mich immer mehr unwohl gefühlt. Auch meine lieben Zimmergenossen aus Brasilien konnten das Mädel, was noch immer von Afrika verzaubert war, nicht aufmuntern. Tapfer bin ich aus dem Hostel in die Stadt gegangen.. Es ist wirklich ein Gebäude grauer, trauriger und zerfallener als das Andere. So eine hässliche Stadt ist mir noch nicht begegnet. Für mich wäre es eine Strafe, hier leben zu müssen. Es stinkt mörderisch nach Abgasen und die Menschen hetzen von A nach B mit straffer Mimik und ja, man versteht nur Spanisch. ;)

Ich war ein kleinwenig überfordert und hatte wenig Lust noch mehr Zeit in dieser Umgebung zu verbringen, auch wenn es wirklich schön war einen lieben Freund zu treffen und mal ein vertrautes Gesicht zu sehen.
Also habe ich mich spontan entschlossenen dem kalten Frühling in Argentinien zu entflüchten und mich nach Ecuador zu schwingen. Der Flug war schnell gefunden und ich war schneller in Quito als gedacht.


Und Quito war schon deutlich besser, auch wenn es riesig ist und auch hier die Feinstaubemission deutlich überschritten wird. Ich musste kurz schmunzeln als in einem Schaufenster ein erzgebirgischer Nussknacker zum Verkauf stand. Hihi. Dennoch, sicher fühlt man sich nicht wirklich und nachdem mein Taxifahrer fast einen Bus geküsst, knapp einen Passanten überfahren, eine rote Ampel mitgenommen und jemanden die Vorfahrt geschnitten hat, war ich überglücklich lebend im Hostel anzukommen. Auf den Straßen hier geht’s echt anders zu. Krass!


Ich habe endlich meine Reisepartnerin Silvia getroffen und nachdem wir 2 Spanischbücher gekauft haben, wurden direkt Pläne für die Reise geschmiedet, so dass wir die Stadt so schnell wie möglich hinter uns lassen. Die Nebelwälder von Mindo waren unser erstes Ziel. Mitten in den Tropen habe ich schon ein wenig vom Regenwald kennen lernen dürfen. Von Ast zu Ast haben wir uns im Canopy geschwungen und sind in einer Art Hochseilgarten über Längen von 400 Metern geflogen. Wahnsinn, was für ein Gefühl. Sogar einen Tukan haben wir gesehen.


Der Ort war sehr klein und ich habe mich direkt wohl gefühlt, vor allem als wir in einer Schokoladenfabrik unsere eigene Schokolade hergestellt haben. Die Kakaobohnen wurden geröstet und geschält, dann durch die Quetschmaschine gekurbelt und danach mit Zucker und Wasser zu Schockolade aufgekocht. Lecker!!! Hab mich auch nicht zurück gehalten, trotz dass ich vermutlich ein wenig zugenommen habe. :/







Am nächsten Tag mussten wir leider schon weiter, aber nicht ohne noch das Schmetterlingshaus besucht zu haben und eine kleine Wanderung in Angriff zu nehmen. Die Busfahrt ist schließlich lang.











Ich muss sagen so oft man auch hört, dass Südamerika einfach zu bereisen ist, so simple ist es dann doch nicht. Es stimmt dass man sehr billig von A nach B kommt. So ca 1,50 $ pro Busfahrt, aber… oft haben die Städte mehrere Busterminals und oft sind diese weit auseinander und man muss eben doch immer wieder ein Taxi nehmen und von einem Terminal zum Nächsten zu kommen und irgendwie weiß auch Keiner wirklich bescheid, wie und wann Busse wohin fahren. Das Hostelpersonal erzählt was vollkommen anderes, als ein Busfahrer und die Zentrale am Busbahnhof, sagt wieder was anderes als der Einheimische. Die Taxifahrer wollen einem stets weiß machen, dass nur sie direkt zum Zielort fahren und am Ende liest man es dann doch im Lonely Planet nach und dort stimmt es dann meistens.












Aber trotz aller Anfangsschwierigkeiten, habe ich mich so langsam auf Südamerika eingestellt. Ich fange an die Sprache so langsam zu verstehen und aus der anfänglichen Fremde ist langsam ein Reiseland für mich geworden.


Wobei ich sagen muss, dass die Menschen in Ecuador leider noch nicht verstanden haben, wie sie ihre Umwelt schützen. Es ist traurig zu sehen, wie Farmland inmitten von Regenwald entsteht und schwere Baufahrzeuge Straßen in eine unberührte Landschaft hacken um Attraktionen besser und schneller zugänglich zu machen. Die Menschen passen sich nicht der Natur an, sondern die Natur wird angepasst. Es ist schade, denn so wunderschön einige Reiseziele auch sind, die Umgebung rundherum wird oft ohne Rücksicht zerstört und mit schweren Maschinen werden Naturschönheiten niedergewalzt. Ein trauriges Zeugnis.




So auch am Vulkan Cotopaxi und am Kratersee in Quilotoa. Beeindruckende Landschaften und doch nicht unberührt. Das waren übrigens zwei Tage, die ich nicht wiederholen möchte. Der Aufstieg zum Vulkan war die bisher schlimmste Wanderung, die ich je im Leben laufen musste. Schnee, Regen, Wind und Eis, alles gleichzeitig, eine Steigung von mehr als 45% auf einer Höhe von 4800m über dem Meeresspiegel und natürlich nur Wolken, so dass man nix sieht bei all der Anstrengung. Mein Gesicht war eingefroren, meine Klamotten klatschnass und natürlich hatten alle aus unserer Gruppe Kopfschmerzen aufgrund der Höhe. Diesen Tag streiche ich. Wir haben bis in die Nacht unsere Klamotten mit dem Föhn getrocknet.
Naja im Rückblick wars schon ziemlich lustig, aber auch nur weil aber auch alles schief gegangen ist, dass schief gehen konnte. ;)



Der Quilotoa Loop sollte besser werden. Deutlich tiefer gelegen und besseres Wetter waren schon mal ein guter Anfang, leider dafür unsere Kondition im Eimer. Silvia hatte sich einen Darmvirus eingefangen und war leicht Höhenkrank und mir ging irgendwie die Puste aus. Haben deshalb nur ein kleines Stück vom Rundgang um den See geschafft und sind dann gemütlich einen Cocatee trinken gegangen. Und ja… da war noch was. Hier in Südamerika kommt man so leicht nicht an den Touri-Ständen vorbei. Die Alpaccakleidung ist einfach nur toll. ;)


Ziemlich geschafft kehrten wir nachmittags ins Hostel zurück und haben beide ca 12 Stunden geschlafen. Reisen schafft den Körper ganz schön, vor allem im Hochgebirge. Und das Wetter fährt auch einen Berg- und Talbahnkurs. Von tropisch bis eisig und dann natürlich wie sollte es anders sein… Regen. Der Äquator ist ein Meister im Wolkenturm bauen. Drum wird die Sache jetzt etwas chilliger angegangen. Es geht nun nach Banos und danach Richtung Cuenca entlang der Anden.


Südamerika ist wirklich anders. Sehr sogar um ehrlich zu sein. Reisen in Afrika war deutlich einfacher und die Menschen sehr hilfsbereit und liebenswert ihrem Land gegenüber auch wenn sowohl Indianer als auch Spanier hier aufgeschlossen den Fremden gegenüber wirken und mehr wissen wollen über Jene, die ihr Land besuchen. In Südamerika scheint mir das Land einfach rauer zu sein und dementsprechend auch die Mentalität und die Bevölkerung selbst. Das Reisen auf dem Kontinent passt sich dem an, und ich habe nun fast 10 Tage gebraucht, das doch so andere Lebensklima zuzulassen.

9 Kommentare:

  1. Es kann erschreckend sein von einem ruhigen Ort in die Stadt zu kommen. Und du hast Recht, die Menschen gehen mit der Welt um, als hätten sie eine zweite im Keller.
    Wie immer hast du deine Erlebnisse gut in Worte gefasst. Es macht wirklich Freude ihn zu lesen, tolle Fotos.
    lg. Silence

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    1. Ich danke dir. :) Es ist auch teils schwer etwas zu fotographieren ohne irgendwelchen Müll am Straßenrand oder Baggermaschienen mitten im Landschaftsbild. Ich hoffe mit Galapagos wird besser umgegangen. Oh wie vermisse ich doch die Tiergeräusche Afrikas in der Nacht und den klaren Sternenhimmel und vor allem die Ruhe. Ich wünsche mir sehr soetwas noch in Südamerika zu finden...

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  2. Hey Franzi,

    endlich habe ich mal wieder Zeit dir zu schreiben. Wie immer lese ich deine Berichte mit grosser Freude und es ist schön zu hören dass du mit Südamerika langsam warm wirst!!
    Wie hast du denn deine Reisegefährtin gefunden? Im Hostel oder Internet?
    Wir sind momentan in Kyoto (japan) und es ist einfach wunderbar hier, ganz speziell natürlich das Sushi :).
    Ganz liebe Grüsse und weiterhin safe travel
    Stefanie

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    1. Freut mich dass es euch gut geht. Habe meine Reisepartnerin über einen Freund gefunden der auch auf Weltreise ist. ;) Und hier trifft man wirklich überall Backpacker. Es scheint die ganze Welt ist unterwegs...

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  3. Ich schaue fast täglich in den Blog um zu sehen ob ein neuer Bericht von Dir da ist. Ist schon eine Weile her seit Deiner letzten Nachricht. Ich hoffe es geht Dir gut.Ob Du Galapagos schon hinter Dir gelassen hast?
    lg.Silence

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    1. Ja mir geht es gut. Galapagos hat nur mieses Internet, hehe. Kann hoffentlich bald updaten. Habe so unglaublich viel erlebt und gesehen... bin immer noch ganz platt. morgen letzter Tag, dann geht es zurück nach Guayaquil. :)

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  4. Hi Franzi,

    endlich komme ich mal dazu, deine Reiseberichte zu lesen. :oP
    Jetzt haben wir uns soo lang nicht gesehen und ich hab dich trotzdem wieder erkannt. Hast dich nicht sehr verändert, du Glückliche :oP

    Schade dass Afrika nicht so toll war. Aber vielleicht braucht man auch nur viel länger, bis sich einem das Land erschließt? Vielleicht ist unter der alten kaputten Oberfläche ja was Schönes drunter? Keine Ahnung... Manche Promis singen ja Loblieder...

    Mensch- Quito- lustig dass du fast die gleichen Dinge unternommen hast wie damals Phillip und ich vor einer gefühlten Ewigkeit (noch vor den Kindern)

    Der Vulkanaufstieg ist mir auch noch in guter Erinnerung ^^ Und der Aufenthalt im Dschungel...

    Freut mich dass es dir in Ecuador gut gefällt. Ich mochte dieses Land auch vom ersten Tag an. Außer die urplötzlichen Dämmerungen mit Minuten später einsetzender kompletter Dunkelheit haben immer für einen Jetlag geführt *lol*

    Hast du schon das obligatorische Meerschweinchen (im Riesenformat) gegessen? (Scherz) ^^

    Stell dir vor, wir zwei machen uns nächstes Jahr ein paar Wochen auf nach Neuseeland zum Auskundschaften. Vielleicht machen wir auch einen Blog und stellen ein paar Fotos ein :o)
    Dann können wir uns gegenseitig lesen- von Blog zu Blog ^^

    Wenn uns das Land gefällt, richten wir uns auch lönger dort ein- mal sehen ^^

    Keine Lust mehr auf Deutschland.... das Schulsystem ist ne Katastrophe :o( Aber das ist nur einer von vielen Gründen...


    Ich drück dich! Bis bald! Bin schon gespannt auf deine neuen Reiseberichte. Du hast übrigens ein gutes Auge für Perspektiven!! Bin ganz platt- ist fast so als wäre man selbst dabei.

    Grüßle aus dem Schwabenländle
    die Anja

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    1. Hi Anja. das ist ja Klasse dass du schreibst. :D

      ich weiß allerdings echt nicht wo du gelesen hast dass Afrika mir nicht gefallen hat. Afrika war SUUUPER!! Ich war von Buenos Aires geschockt und fand es hässlich. Afrika war sehr erlebnisreich. :D

      Bin noch im Paradies...(Galapagos)... morgen letzter Tag. :)

      Drück dich auch. freue mich dass ihr nach Neuseeland geht. Vielleicht laufen wir uns dort über den weg, haha...

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  5. Hallo Franzi, ich kann dir gut nachempfinden. Von Grosstädten hab ich auch immer schnell die Nase voll. Ich kann mich daran erinnern, dass ich mich auch ganz klein gefühlt habe in Buenos Aires. Ich hab zwar keinen Vergleich zu Afrika, ber auch Südamerika hat fantastische Ecken und hilfsbereite Einheimische. Das hast du inzwischen bestimmt schon entdeckt. :)

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