Sonntag, 28. Oktober 2012

Im Paradies der Drachen


Wie beschreibt man einen Ort, der so unwirklich und voller Leben einem das Träumen wieder beibringt? Vielleicht am besten mit stimmigen Klängen. Ja, Galapagos ist wie eine Melodie, die sowohl auf dem Land als auch unter Wasser die Menschen verzaubert.


Wilde Tiere so hautnah, wie sonst nirgends. Nur einen Meter von einem Seelöwenbaby entfernt, oder 50cm nahe einem Iguana, der sich in der Sonne aufwärmt. Und unter Wasser… wow. Die Seehunde haben mit uns gespielt, und überall Wasserschildkröten. So nah! Fische, Iguanas, Seesterne, Seeigel, Quallen, Haie, Rochen, Pinguine, Thunfische, Seepferdchen… es gibt so viel zu sehen.


Aber zurück zum Anfang... Einmal in Cuenca angekommen, habe ich erstmal einen Waschtag eingelegt. Wirklich, ich hatte nix Sauberes mehr anzuziehen, und das Schlimmste, überall wird nur mit kaltem Wasser gewaschen und die Kleidung kommt halb dreckig zurück. Also hieß es Handwäsche! Das hat gedauert. Ich glaub ich hab zu viel Kleidung und sollte dringend aussortieren. *Seufz* Man lebt eh mit dem Minimum der Dinge. Aber noch mehr Spaß wartete im überteuerten Privatzimmer: in allen Hostels wurde bis spät in die Nacht Party gemacht. Das waren echt kurze Nächte. :/ Verdirbt allerdings die Reiselaune nicht, immerhin hatte ich gutes Internet, was man von Galapagos nicht sagen kann.


In Ingapirca habe ich meine erste Inkaruine besucht. War ganz nett, aber nicht wirklich spektakulär. Die Cajas waren da schon besser. Ich würde sogar sagen: Genial. Was für eine Landschaft. Seen überall inmitten von schottisch aussehenden Bergen und ein Wald, den man nur mit märchenhaft beschreiben kann. Als würde man im Elbenwald von Herr der Ringe stehen.


Und es war so still dort, dass die Stille selbst laut zu sein schien. Kein Knarren der Äste, kein Insektengeräusch, kein Vogelzwitschern, nix. Die Luft so klar, so anders als in der Zivilisation. Drei Stunden sind wir gewandert und es hat einfach nur gut getan. Und da uns der Bus bei der Heimreise am Straßenrand hat stehen lassen, bin ich das erste Mal getrampt und auf der Ladefläche eines Bananentransporters durchs Hochgebirge gefahren, zusammen mit 6 anderen Gestrandeten. Hat trotz Kälte doch Spaß gemacht.


Am nächsten Tag ging es dann mit dem Bus nach Guayaquil um direkt Galapagos zu buchen. Was auch ganz gut klappte. Habe last minute eine richtig gute Tour gefunden. Natürlich war es auch teuer, aber am Ende wirklich das Geld wert. So spezielle Plätze mitten in unberührter Wildnis bekommt man nur selten bis gar nicht zu Gesicht. Leider musste ich noch 2 Tage in der größten Stadt Ecuadors verweilen, denn die Flüge waren vollkommen ausgebucht. Einen Zeitvertreib fand ich im Ausflechten oder besser Ausknoten meiner Rastas. Ich hatte mit 2 Stunden gerechnet, Pustekuchen, knapp 2 Tage hat der Spaß in Anspruch genommen. Aber ich hab nun lustige Bilder, die ich als ‚Finger in der Steckdose gelandet‘ unters Volk bringen könnte. Haha.


Ich habe Silvia verabschiedet und bin mit Sophie einer Australierin ins Abenteuer Inselparadies gestartet... 


Und nach all den anfänglich so demotivierenden Tagen in Südamerika, stand die Frage im Raum: Hat der Träumer in mir endlich ein Zückli bekommen mit Galapagos? Der Flug hat natürlich die Vorfreude gekitzelt und das erste türkisblaue Wasser mit Seevögeln, welche ohne zu übertreiben wie Flugechsen aussehen, die Freudenquicker entlockt. Danach war ich im Bann des Naturwunders und die Frage beantwortet.


Auf dem Weg zum Boot haben wir bereits die ersten aus unserer Reisegruppe getroffen und glücklich festgestellt, dass alle mehr oder weniger im gleichen Alter sind. Klasse, wir waren eine richtig stimmige Truppe, bestehend aus 2 Schweden, 5 Australiern, 2 Deutschen, 1er Amerikanerin, 2 Italienern und 1er Israelin. Die Kabinen waren recht klein und das Schiff hat ganz schön geschaukelt aber das Deck war klasse und wir haben alle zum Sonnenbaden Platz gehabt.




Auch ein paar blinde Passagiere hatten wir an Board. Jeden Tag 5-6 Fregattvögel, welche nicht nur einmal ein Häufchen über uns in den Wind gesetzt haben. Irgendwie war auch jeder mal dran. :D




Mit unserem Schiff, der "Golondrina", sind wir die westliche Nordroute um die Inseln gesegelt und haben dabei Orte gesehen, die wie ein Traum erscheinen. Die Farben so klar und brilliant, als kämen sie direkt aus einem Fotoband.


Auf Fernandina, Isabella, Santiago und Santa Cruz haben wir sowohl weiße Sand-und Korallenstrände, als auch schwarze Lavastrände mit ihren jeweils typischen Bewohnern, besucht. Und man bestaunt, was man einst gelernt und Mr. Darwin uns mit der Evolution sagen wollte. Jede Insel ist anders und hat verschiedene Variationen seiner doch so identischen Nachbarn.



Inmitten von Lavafeldern sind wir zu Brackwassertümpeln mit Flamingos gelaufen, haben unter Sträuchern des giftigen Apfelbaumes gelbe Landiguanas bestaunt und auf den Felsen der Küste die Wasseriguanas zu hunderten gesehen.





Blaue Lagunen voller Leben, mit Seelöwen, Krabben, Pinguinen, Iguanas, kleineren Echsen und so vielen Seevögeln. Der wohl witzigste Vogel hier ist der blue footed Boobie. Es macht einfach nur Spaß ihn zu sehen. Ob unter Wasser mit Speed die Wasseroberfläche durchbrechend, oder balzend seinen Tanz mit dem blauen Füßen vollführend um die Damenwelt zu beeindrucken. So niedlich.


Wir haben auch Pelikane, flugunfähige Kormorane, kleinere Wasservögel und zahlreiche Darwinfinken gesehen. Und Natürlich die berühmte Riesenschildkröte. Holla die Waldfee, die werden echt groß. Erinnerungen an die uralte Morla aus der unendlichen Geschichte werden wach.


Und auch unter Wasser ist die Spezies prächtig vertreten. Meeresschildkröten, egal wo man schnorchelt und so nah! Das tauchen und schnorcheln nimmt hier auch fast 70% aller Aktivitäten ein. Es muss eines der schönsten und schwierigsten Tauchergebiete der Welt sein. Zu hunderten kann man hier Hammerhaie beobachten und eine Tierwelt, wie sie einzigartiger nicht sein kann. Der Schnorchler hat allerdings die Nase vorn, denn mit Seelöwen spielen, dass geht nur nahe der Oberfläche und da ist wirklich Party angesagt. So wendig und neugierig, man möchte gar nichts anderes tun.


Ja was soll ich sagen, es ist einfach unbeschreiblich. Jeder Tag begann mit einem leckeren Frühstück gegen 7 Uhr, danach hieß es an Land auf Entdeckungsreise gehen und Bilder knipsen, die nicht weniger postkartenähnlicher sein könnten.


Anschließend wurde das Schnorchel-Equipment gepackt und ab zu den Felsen zum Tauchen. Stets durchgefroren vom erschreckend kaltem Wasser sind wir wieder aufs Schiff geklettert, ein oder zweimal von Board gesprungen und dann anschließend weiter gesegelt, während wir ein ausgesprochen gutes Mittagessen serviert bekommen haben. Später am Nachmittag nochmal das gleiche Spiel mit Land und Wasser und es gab auch schon Abendbrot mit ordentlich gutem Nachtisch. Man kann wirklich nicht meckern, gefüttert wurden wir gut. Sieht man leider auch an den Hüften. :/


Die Nacht sind wir meist durchgesegelt und das war wirklich ein Auf und Ab im Wellengang. Dabei schlafen…. Naja sagen wir es so, einige hatten keine Tabletten für Seekrankheit dabei. Es ist nicht wirklich schlimm am Tag und wenn man aufrecht herumläuft, auch wenn man wirklich hin und her gewürfelt wird. Aber sobald das Sandmännchen ruft wird es merkwürdig, und auch wenn ich mich zu keiner Zeit schlecht gefühlt habe, nahm ich doch jeden Abend brav etwas nur für alle Fälle um die Nacht gut zu überstehen, denn horizontal auf einem Schaukelpferdchen schlafen… ja versucht das mal. Also Pille in den Rachen und ab die Post, was auch mit den Nebenwirkungen gar nicht so Übel war. Die Dinger machen richtig fies Müde.


Leider war das Abenteuer Schiff zu schnell vorbei und die Hälfte meiner Zeit auf Galapagos somit auch. Bye bye hieß es zu gemütlichen Abenden auf dem Sonnendeck des Schiffes um Wale und Delphine zu beobachten, wie sie in weiter Ferne ihre Bahnen ziehen. Zu dritt haben wir den letzten Tag auf Santa Cruz noch an einem einsamen Strand verbracht und während Sophie noch zu einem letzten Tagesausflug gesegelt ist, hat sich unser australisches Mel Gibson Double zurück aufs Festland begeben. Ich bin derweil nach San Cristobal geschifft mit dem Speedboot, um Galapagos noch ein wenig auf eigene Faust zu erkunden. Oh man, das war ne Fahrt mit dem Wassertaxi!


Hier angekommen habe ich mich einem Holländer und einem Briten angeschlossen und wir sind in die Berge zu dem einzigen Süßwassersee der Inseln gewandert. Naja war jetzt nicht so der Renner. Sind dann doch zum Seehundstrand gegangen. Da war zumindest Sonne. ;)


Mein Abschluss sollten die Haie werden, die sich während unserer vielen Schnorcheltouren irgendwie immer versteckt haben. Wirklich, ich habe sogar ein äußerst seltenes riesiges Seepferdchen unter Wasser gesehen, aber die Haie, hatten sich alle aus dem Staub gemacht während der Kreuzfahrt. Also stand nun Kicker Rock auf dem Reiseplan. Und was war? Wage Erinnerung an Afrika... Richtig, mieses Wetter und nein die Tour wurde nicht abgesagt, man hat nur so ziemlich nix gesehen und aus den 50 Haien mit 20 Meter Sicht, wurden 8 Haie mit 2-3 Meter Milchglasfenster. Immerhin gabs einen Hammerhai unter den 8, der das Haidilemma etwas abgemildert hat, allerdings zu schnell für meine Kamera war.


Aber Galapagos ist und bleibt ein Ort, den man mit einem Lächeln erreicht und einem Strahlen verlässt. Einfach unglaublich was die Natur hier erschaffen hat und der Mensch glücklicherweise zu retten versucht. Viele eingeschleppte Tierarten und vor allem Pflanzen gilt es auszurotten, und dabei die heimischen Arten zu erhalten und zu vermehren. Strenge Regeln machen es möglich, was ich wirklich gut finde.


Was für ein Erlebnis. So viel habe ich gesehen, das muss erstmal verarbeitet werden. Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und skurrile Bilder wie Pinguine, die umgeben von Kakteen hausen und Echsen die unter Wasser grasen zu begreifen, erscheint irgendwie doch nicht machbar in so kurzer Zeit. Dieser Ort raubt jedem die Normalität der Dinge und man findet es am Ende seiner Reise ganz normal und alltäglich, dass Seehunde nur 2 Meter entfernt auf den Stadtbänken herumliegen und man mit ihnen jeden Strand teilen muss. Auch die Wasseriguanas relaxen so ziemlich überall, wo der Ozean das Festland streift.


Morgen ist mein letzter Tag von Zehn. Ich denke ich werde nochmal die Robben am Strand besuchen und mit ihnen Schnorcheln gehen. Ein bisschen Sonne tanken vor dem Flug zurück aufs Festland und bevor ich Guayaquil am Montag Richtung Peru verlasse. Und ja, ich weiß jetzt schon, dass ich zurückkehren werde ins Paradies der Drachen. Die Südroute ruft nach mir mit Espanola und den Albatrossen, sowie Floreana mit der Teufelskrone, Isla Santa Fe und natürlich der Süden von Isabella, der schönsten aller Inseln hier. Aber dann hoffentlich mit Tauchschein, um auch noch den Rest des Meeres zu erforschen und die Mantarochen und Hammerhaie von unten zu sehen, welche ihre Bahnen am Fuße eines Ortes ziehen der einzigartiger nicht sein könnte.


5 Kommentare:

  1. Es ist schön von Dir zu hören.Obwohl unbekannt, macht man sich doch so seine Gedanken.Dein Erlebnisbericht eine wucht, ich habe tatsächlich den Atem angehalten und gebannt weitergelesen.Die Fotos super. Irgendwie ist man ein kleinwenig mit dabei, bei Deiner Reise. Ich wünsche Dir noch alles Gute und viele tolle Erlebnisse. Danke für Deine Berichte. lg.Silence

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    1. Ui vielen lieben Dank :D es ist immer schwer etwas zu beschreiben, dass so schlecht in worte zu fassen ist. Gefühle, Eindrücke oder wie ein Erlebnis auf einen selbst wirkt. Freue mich daher riesig es zu schaffen andere mit in den Bann zu ziehen. ;)

      Heute gehts nach Peru mit dem Nachtbus. Wünsch mir Glück dass alles glatt läuft. :)

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  2. Wow, deine Beschreibungen klingen mal wieder traumhaft. Die galapagos-Inseln kommen gleich auf meine Reisezielliste - wo das Schnorcheln mit Schildkröten doch in Hawaii nicht geklappt hat :) Mach weiter so und lebe deinen Traum!

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    1. Hehe, ja mit Schildkröten kannst du so ziemlich überall hier schnorcheln. Ich glaube, wir haben sie an jedem Strand angetroffen. :)

      *drücker*

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  3. Reto 8.Januar 2013

    einfach super - bravo

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