Freitag, 14. September 2012

Namib


In der wohl ältesten Wüste der Welt, kommt man sich plötzlich sehr klein vor. Am Rande der kargen Felsen, sowie mitten in den Dünen, können sich meine Augen gar nicht satt sehen. Mit einem stillen Lächeln laufe ich andächtig Schritt für Schritt auf den Boden von Millionen von Jahren. Wow, so eine Landschaft habe ich bisher noch nicht im ehemals Deutsch Süd-West Afrika erlebt. Surreal, traumhaft schön und so unbarmherzig Lebensfeindlich, ohne der Fauna und Flora spezielle Adaptionen.




Meine Woche startete mit Farm Work. Wir mussten Bauziegel von A nach B tragen und später noch Zement abklopfen. Zwischen Staub und Steinmasse überraschte uns das ein oder andere Mal auch ein Gecko oder überdimensionaler Käfer. Haben uns aber nicht vor Schreck den Hammer auf den Fuß fallen lassen, nur gelegentlich auf den Daumen geklopft. ;) Und ja, ich hab immer noch Pudding in den Armen hab ich gemerkt. Meine Hose hat‘s auch nicht so gut überstanden; ist von der Kniekehle bis zum Gürtel hoch gerissen. Sah sehr neckisch aus. Schöner Schlitz, hab sie dann auch gleich da gelassen.


Dann am zweiten Tag begann endlich das Abenteuer. Ab in die roten Berge…. Schlafsack und Feuerholz gepackt und es ging los in eine unvergessliche Nacht, nur mit Sternenzelt. Das echte Zelt wurde vor Jahren mal geklaut, seitdem heißt Sleepout eben auch Sleepout. Vorher wurde uns noch kräftig Angst vor Spinnen, Skorpionen und Schlangen eingejagt und die diversen Tode durch diverse Gifte detailliert beschrieben.  Da hatte dann jeder sofort Lust auf eine nächtliche Wanderung.


An der Spitzkoppe angekommen, haben wir erstmal einen der roten Berge erklommen. Und die Landschaft war atemberaubend. So wunderschön, ich kann es kaum beschreiben. Weit in die Ferne fielen unsere Blicke und das Land schien einfach nicht aufzuhören. Bis die Sonne hinterm Horizont verschwand und alles in Dunkelheit hüllte.


Es gab noch ein gemütliches Lagerfeuer und lecker Essen, dann haben wir Schlafsack 1 in Schlafsack 2 gepackt, haben uns eingekuschelt und die Sterne beobachtet. So klar wie in der Wüste sieht man nie wieder unsere Milchstraße.


Die Nacht war relativ warm, wenn man den Umstand dazu zählt, dass man in 2 Schlafsäcke + Matratze und Skiunterwäsche eingewickelt war. Spät in der Nacht kam dann noch der Mond und der Orion hinterm Berg hervor und die Nachtgeräusche der Tiere sind auch verstummt. Am nächsten Morgen haben uns die Klippschliefer mit ihren Liebesrufen geweckt und den Rest des Tages haben wir entspannt am Pool gelesen.



Wir haben auch viel über die Geschichte von Namibia erfahren, und dazu möchte ich nun eine wahre Geschichte erzählen, die so nicht in den Büchern steht. Auf dem Weg nach Swakopmund sind wir nämlich an Militärgräbern vorbeigefahren und unser Volontär- Guide 'Pattrick' hat uns etwas die Historie des Landes nahe gebracht. Der Ort hieß Trekkopje. So geschah es, dass in Trekkopje der Krieg entschieden wurde und die Engländer gegen die Deutschen siegten. Warum? Tjaaa. Das steht in keinem Geschichtsbuch aber wurde hier über die wenigen Generationen doch weiter erzählt.


Unsere werten Vorfahren hatten einen Plan. Als Swakopmund von den Engländern aus Walvis Bay eingenommen wurde hatten die Deutschen nur noch Truppen vom Landsinneren zur Verfügung. Und als sie den Posten bei Trekkopje verloren, liefen sie schnell zum Deutschen Signalturm zurück und erhielten Anweisung, sie sollen versuchen die Engländer wieder zurück zu treiben, es würde Hilfe von Ost kommen. Die Deutschen wussten, die Engländer hatten bereits Truppen von West ausgesandt um ihren Gegener weiter ins Landesinnere zu scheuchen. Da hatten die Deutschen einen Plan. Sprengt die Bahnstrecke vor Trekkopje und es wird keine Verstärkung für England kommen und der Posten kann zurück erobert werden. Der Plan war gut, nur das Wetter schlecht. Es war so starker Nebel, dass sich die Deutschen in der Wüste verliefen und aus Versehen die Bahnschiene hinter Trekkopje in die Luft jagten und somit ihre eigenen Leuten den Weg nahmen. Die Engländer kamen, sahen, ziegten und lachten vermutlich. Ironischer Weise haben dennoch die gut 30 Jahre deutschen Einflusses das Land sehr geprägt, z.B. haben wir die ganzen Straßen gebaut, die Engländer fahren sie halt nur verkehrt herum. ;)



So nachdem wir nun alle was tolles gelernt haben, geht’s auf zu den Dünen. Oder naja, vorher noch etwas Souvenir-shopping im recht deutschen Swakopmund. Ach wie ich doch Lust auf Bummeln hatte. Abends waren wir noch essen, und dann wie sollte es anders kommen, Sleepout in den Dünen. An dieser Stelle möchte ich erwähnen dass es ARSCHKALT am Atlantik ist. Und damit mein ich nicht, dass man sich nen Pulli anzieht. Damit meine ich Frieren trotz Skiunterwäsche und aller Fleecejacken, die mir zur Verfügung standen.


Wir wollten Pattrick erst auslachen, als er bei dieser Schweinekälte draußen schlafen wollte. Aber die Dünen sind wärmer als gedacht. War dann ganz okay außerhalb der Stadt und innerhalb der Dünen, weg von der Küste. Und apropos Dünen. Schon mal Sandboarding probiert? Macht super Laune; nur das hochlaufen nicht. Treibsand ist nix dagegen. Und wisst ihr wie hoch so ne verdammte Düne sein kann??? War dennoch lustig, wie ihr vielleicht seht. War auch interessant mehrere Kilo Sand aus den Klamotten rieseln zu sehen.


Nun ist es vorbei, die Erfahrung Harnas Wildlife Foundation. Ich bin zurück in Windhoek und werde mich nun Richtung Maun, Botsuana aufmachen. Abschließend kann ich sagen, es war richtig toll. So viel habe ich erlebt, gelernt und gesehen. Ich kann kaum glauben, dass ich bereits knapp 5 Wochen unterwegs bin. Und wenn andere heimfliegen, tue ich genau das Gegenteil. Ein merkwürdiges Gefühl manchmal. Und ich bin so unglaublich glücklich, nicht in meinen alten Trott zurück zu müssen. Ein weiteres Fazit nach Harnas: Ich habe eindeutig zu viel Kürbis gegessen. Fast täglich gabs Kürbis. Püriert, gebraten oder die häufigste Variante > gebacken mit Zimt. Bah! Pfui… so schnell nicht wieder. Aber Spaß bei Seite. Namibia ist klasse, die Fauna und Flora so eigen, wie die Landschaft selbst.

6 Kommentare:

  1. na meine liebste franzi, wie ich lesen kann, gehts dir gut und du willst immernoch mehr! das ist ein gutes zeichen!
    welche kamera hast du dir denn jetzt eigentlich nun gekauft? die macht doch ganz tolle fotos!
    ich freue mich, noch viel von dir zu lesen :)
    ich drück dich, die eidechsenkönigin ;)

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    1. Ja, es ist erstaunlich, ich will am liebsten jeden Tag weiter ziehen und noch mehr sehen. Ich warte immer auf das Gefühl doch noch länger bleiben zu wollen, aber bisher ist es immer das Gegenteil. Haha.

      Habe die Lumix FT4 gekauft. Das Sternenbild ist aber nicht damit geschossen. Das kann die gute Kamera dann doch nicht. (Leider) Hat unser Guide gemacht und es uns neterweise zukommen lassen. :D

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  2. Hallo Franzi, wir freuen uns ja so für dich. Deine Bilder sind echt spitze. Es grüßen dich, ganz lieb Ronny und Anke =)

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    1. Danke euch. :D freue mich so treue Leser zu haben :D

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  3. Hey Franzi :) ich hoffe du genießt deine tolle Zeit dort draußen :) bin richtig neidisch auf dich!!! schließlich schreiben wir am Freitag und nächste Woche schon wieder LK's -.-' :D:D naja egal :)
    viel Spaß noch :D
    Aylin

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  4. Sandboarding sieht nach jeder Menge Spaß aus (zumindest abwärts) *gg*

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