Montag, 24. September 2012

Probier's mal mit Gemütlichkeit...


Wenn Namibia eine Stadt wäre, dann würde Botsuana das am Rande gelegene Dorf sein. Hier ist alles einfach unglaublich chillig. Mit einer entspannten Gemütlichkeit lebt hier Jeder in den Tag hinein und es fällt nicht schwer sich dem anzupassen.






Im Gegenteil, ich fühle mich pudelwohl. Selbst die Stadt in der ich wohne, ist nicht wirklich eine Stadt. Hier und da findet man Häuser der Einheimischen, zwischendurch laufen Esel, Rinder, Ziegen, Hühner und Hunde herum, und ab und an kommt dann auch mal ein Lebensmittelgeschäft zum Vorschein. Entlang der einzigen Straße im Ort fließen hinter den Häusern mehr oder weniger parallel die Flüsse, die den Beginn des Okavangodeltas ausmachen.





Und das Delta ist lebendig. Überall hört und sieht man Vögel und Insekten. Man meint es wäre demnach auch eine gute Idee das Insektenspray zu benutzen. Prompt erledigt, scheint nur die Mücken nicht wirklich zu interessieren. Hab einige Stiche abbekommen. Aber das Spray kann dafür Plastik auflösen. Meine Sonnenbrille und leider auch mein Rucksack mussten da schon drunter leiden. Schwitzen kann man hier einfach nicht verhindern. Die Sonne heizt mittags ordentlich ein, und das von Hause aus chillige Leben Aller bleibt zur Mittagszeit ganz stehen. In den Schatten packen ist angesagt bis zum Nachmittag, dann ist das Wetter perfekt. Nicht frisch wie am Morgen, sondern schön warm ohne stechende Sonne. Und im ‚Old Bridge Backpackers‘ steigt die Stimmung an der Bar. Von Überall her kommen Leute und die Atmosphäre ist nur mit einem Wort zu beschreiben: Genial! Musik spielt an der Bar, ein Feuerchen brennt, ein Billardtisch zum Zeitvertreib, Sofas mitten am Wasser, Hängematten zwischen den Bäumen und überall Sand zum Barfuß laufen. Was ich allerdings dennoch nicht empfehlen würde, hier hat einfach alles Dornen und ich hole täglich welche aus meiner Schuhsohle raus.


Bei der Ankunft habe ich eine Britin kennengelernt aus Wales, die um die Welt reißt und Volontär-Projekte begutachtet. Sie hat mir unglaublich viele Reisetipps gegeben. Den anschließenden Tag habe ich mit einen Schotten namens ‚Will‘ verbracht der auch ein wenig durchs Land reißt und am Abend kam noch der Engländer ‚Jo‘ dazu, der gerade aus Südafrika von 5 Monaten Volontärarbeit in einem Waisenhaus zurück kam, und nun noch den letzten Monat mit umher reisen verbringt. Wir haben bis in die Nacht hinein erzählt und es war sehr interessant zu erfahren, wie sich sein Leben in der kurzen Zeit doch gewandelt hat. Am allerglücklichsten war er seit der Ankunft über Wasser und eine Dusche. Im Waisenhaus gab’s kein fließend Wasser und er war 11 Stunden in einem Bus voller Einheimischer durch die trockenen Salzpfannen und die staubige dürre Steppe Botsuanas gefahren. Hier ist nämlich auch gerade Trockenzeit und bis auf das Delta ist alles braun und karg.


Für mich ging es dann am frühen Morgen mit den Makoro (Kanu) tiefer ins Delta. Entlang von Seerosen und Schilf vom zivilisierten Teil des Deltas inmitten die Wildnis. Es ist traumhaft schön. Das Wasser ist klar, die Umgebung grün und eine Ruhe, wie man sie nur selten findet. Das Zelt haben wir auf einer Insel mitten im Delta aufgeschlagen und nach einer Runde schwimmen im Fluss zur Mittagshitze und Entspannung im Schatten sind wir noch zu den Hippos gefahren. Gesehen hat man natürlich nur Ohren und etwas Schnauze. War dennoch schön im Abendlicht durchs Wasser zu gondeln.


Der Tag darauf begann mit einer straffen Wanderung. Recht früh um genau zu sein. Aber ich bin ja nun schon ein alter Hase im 6 Uhr aufstehen, also gar kein Problem. Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass ich es nicht abwarten konnte, dass endlich Morgen wird. Ich finde Tiergeräusche in der Nacht echt toll, aber Hyäne von links, Elefanten von rechts und Hippo von schräg hinten am Ufer gaben mir des Nachts ein etwas mulmiges Gefühl, denn um die Insel war kein Zaun. Jedes Tier kann munter durchs Camp spazieren.


Und Tiere haben wir viele gesehen am Morgen. Wir sind die Seitenarme und Tümpel entlang der Vegetation gelaufen und es kamen Zebras, Gnus, Wasserantilopen, Elefanten, Warzenschweine, diverse Vögel, Äffchen und viele viele Fußspuren zum Vorschein. Wunderschön.

Und als wir wieder zurück beim Camp angekommen waren, gab es noch eine weitere Überraschung. Ich will es mal so formulieren: Betrachte den Baum unter dem du friedlich dein Buch lesen willst sehr genau, es könnte Schlangen regnen. Wow, das war vielleicht ein Schreck. Vier Schlangen vielen nacheinander vom Himmel. Da haben selbst die 4 Hardcore Camper aus unserer Gruppe anschließend ein Dach aus Zeltplane unterm Baum aufgestellt; man weiß ja nie. Giftige Tierchen gibt’s hier ja zur Genüge.



Ich genieße die Zeit im Delta. Und es ist toll nun endlich allein zu reisen und jeden Tag neue Leute kennen zu lernen. Die Voluntärzeit mit der Gruppe war auch schön, aber sich seinen eigenen Weg zu bahnen, ist nochmal was ganz anderes.


Ja und dann wären dann noch meine Haare. Ich habe es getan, ich hab mir 5 Stunden in Windhoek gestohlen und habe das Einflechten tapfer über mich ergehen lassen. Das tat teils ganz schön weh und meine Kopfhaut hat noch 2 Tage danach gespannt. Nun geht’s allerdings und nach einer kurzen Phase, in der man denkt, man hat ständig einen Hut auf und will ihn unbedingt absetzen, find ich es sogar ganz schick. Es lockert etwas auf, auch wenn man sich anfangs echt daran gewöhnen muss, wer aus dem Spiegel zurück schaut. Hehe. Mir gefällt es jedenfalls. :) Der Friseurbesuch war auch anderweitig interessant. Wer hätte gedacht, dass sich so gut wie jede schwarze Frau Haare annähen lässt? Krass! Naiv habe ich immer geglaubt es gäbe irgendwo auf der Welt super hightech Glätteisen, aber nö; häufig haben Afrikaner nur ganz kurze krause Haare, welche auf dem Kopf angeflochten werden zu einer Matte, damit anschließend falsche Haare mit Nadel und Faden darauf befestigt werden können. Somit tragen hier zu 95% alle Kunsthaar auf dem Kopf spazieren. Ich jetzt auch. :D


Ein Erlebnis der etwas anderen Art ist hier auch das normale Bus fahren. Es bummeln hier so ziemlich aller viertel Stunde Minibusse auf und ab in die Stadt und zurück. Meist 12-Sitzer. Wir waren 19 mit mir im Bus. Man sollte wirklich nicht unter Platz - und Berührungsängsten leiden. Oh man, das nenn ich wirklich abenteuerlich. Auch trinkt hier jeder Autofahrer Wein oder Bier am Steuer und das bereits schon am Morgen. Ist normal, man relaxt halt auch am Steuer. Gibt ja auch nur eine Straße.


Zum Abschluss meiner Tour durch Maun, war ein Rundflug über das Delta und ich kann wirklich kaum in Worte fassen, wie atemberaubend schön das Delta von Oben ausschaut. Flüsse und Seen fließen ineinander, zwischendrin sieht man Wasserpfade und Salzpfannen auf den trockenen Ebenen und diese geben der Landschaft etwas von einer Farbpalette, auf welcher der Pinsel sich seinen Weg gesucht hat.


Auch viele Tiere habe ich von Oben gesehen. Elefanten, Flusspferde, Giraffen, Gnus, Wasserantilopen und endlich Büffel. Yay, die Big Five habe ich nun voll.





Die Tage sind allerdings gezählt im Delta. Mein Flieger startet Richtung Kapstadt. Somit verlasse ich den Busch nun endgültig und kehre für ein paar Tage in die Zivilisation zurück.

5 Kommentare:

  1. Wow, das sieht richtig toll aus.Deine neue Frisur passt zu dir. Supi!!!
    Es ist einfach schön deine Blogs zu lesen, man fühlt sich als würde man ein gutes Buch lesen und mit in die Geschichte eintauchen.
    Vielen Dank dafür!!!
    LG Ronny und Anke =)

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    1. Danke euch. Geb mir stets Mühe einen guten Beitrag zu schreiben. :) Und freu mich total dass ihr es alle gerne lest.

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  2. Siehst hübsch aus mit der neuen Matte ;)
    Ist richtig interessant, was du in der kurzen Zeit bisher alles erlebt hast während hier eine Woche nach der anderen einfach so vorbeizieht. Eine schöne Abwechslung ist es deine Texte zu lesen und danach wieder voller Spannung auf den nächsten zu warten. Weiter so :-)
    Liebe Grüße von den 2- und 4-Beinern aus Pähnitz

    Man liest sich...
    André

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    1. Danke für das Kompliment. ;) Mal schaun wie lange ich die Haare noch so lassen kann. Ist teilweise echt umständlich, hehe.

      Ja daheim steht das Leben meist stiller als auf Reisen. Aber in mir dreht sich auch eine Welt mit. Man lernt so unglaublich viel.

      Freut mich dass du fleißig liest :D drück dich. :)

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  3. Im ersten Augenblick sah es sehr ungewohnt aus aber inzwischen gefällst du mir gut. Passt zu dir und deinem Trip. :)
    Ich staune immer was für poetische Worte du findest. Bin immer ganz gefesselt von den Bildern und Beschreibungen. Du könntest auch gut Reiselektüre verfassen...

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